Dafne: 'Ihr sterblichs Volk, der ich nicht sterblich bin' (Martin Opitz nach Ottavio Rinuccini [1562-1621]) (13. April 1627 Torgau, Schloß Hartenfels; zur Hochzeit von Sophia Eleonora, der ältesten Tochter des Kurfürsten Johann Georg I., mit dem Darmstädter Landgrafen Georg II. von Hessen), Textdruck: Dafne [...] durch Heinrich Schützen [...] Musicalisch in den Schawplatz zu bringen/ Auß mehrentheils eigener erfindung geschrieben von Martin Opitzen, Breslau 1627 (siehe auch Peri)
Musik von Heinrich Schütz

Ovidius
Vorreder
Dafne
Apollo
Venus
Cupido
Der erste Hirt
Der ander Hirt
Der dritte Hirt
Chor der Hirten
Der Nymfen vnd Hirten
Der Vorreder

An den Leser.
Gvnstiger Leser
wie dieses Drama auß dem Italienischen mehrentheils genommen also ist es gleichfalls auff selbige Art vnd heutigem Gebrauche sich zu bequemen
wiewol auch von der Hand weg
geschrieben worden. Welches der Author zu seiner Entschuldigung setzt
dem sonst nicht vnbekandt ist
was die Alten wegen der Trawerspiele vnd Comedien zu befehlen pflegen. Die Fabel aber darvon hier gehandelt wird
ist bekandt; Daß nemlich Dafne
deß Flusses Peneus Tochter
nach dem sie Apollo auß Liebe verfolget
vnd zu seinem Willen zubringen vermeynet
die Erde vmb Hülffe anrufft
welche sie zu sich nimbt
vnd in einen Lorbeerbaum verwandelt.

Widmung
An die Hoch-Fürstliche Braut vnd Bräutigam
bey derer Beylager Dafne durch Heinrich Schützen im 1627. Jahre Musicalisch auff den Schaw-Platz gebracht ist worden.
Das starcke Liebes-Gifft
das vnsre hohe Sinnen
Die von dem Himmel sind
mit seiner Krafft gewinnen
Vnd wann Vernunfft erliegt zu Boden reissen kan
Sieh' O du Edles Par
auff diesem Schaw-Platz' an.
Sieh' an du freyer Heldt
du Bildnuß aller Tugendt
Du Preyß der Zeit
vnd du
Sophie
Liecht der Jugendt
Deß Vatters grosse Lust
der werthen Mutter Zier
Sieh' an der Liebe Macht von der du für vnd für
Befreyt vnd sicher bist. Wer so wie du sich liebet
Mit vngefärbter Pflicht
wer seine Huld ergiebet
In Vrtheil vnnd Verstandt
ist klüger als der Gott
Der täglich zu vns bringt das schöne Morgenroth.
Ihm machet Dafne selbst von jhren frischen Zweygen
Den Krantz der nicht verwelckt; sein Nachklang wird nicht schweigen
So lange Liebe wehrt. Nim dann in Gnaden an
Du duppeltes Gestirn
was Dafne geben kan;
Den jmmer-grünen Krantz
vnd dencke daß die Gaben
So Fürsten als wie jhr vollauff zugeben haben
Zwar groß
doch jrrdisch sind: die Flucht der Zeit vertreibt
Das vnsrig' vnd vns auch; was Dafne gibt das bleibt.

OVIDIUS.
Ihr sterblichs Volck d' ich nit sterblich bin
Kom' jetzt zu euch von den Elyser-feldern
Wo vnsre Geister ziehen hin
Vnd letzen sich in grünen Wäldern:
Durch deß bleichen Charons Meer
Komm' ich
O jhr Menschen her.
Ich bin der Mann der ich so rühmlich sang
In meine Harpff' vnd die beruffnen Seiten
Wie Amors Macht vnd harter Zwang
Den Himmlischen vor alten Zeiten
Hat verwandelt die Gestalt
In Geflügel
Wildt vnd Waldt.
Ich habe mich die schwere Liebes-Kunst
O dich
mein Rom
zu lehren vnternommen;
Hab' auch gezeigt wie solcher Brunst
Ein Hertze wider ab soll kommen.
Daß man recht liebt kömpt durch mich
Daß man nicht liebt thue auch ich.
Schaw' aber zu
was für ein heller Schein
Vmbgibt mich doch
vnd wessen werd' ich innen?
Was Majestät muß dieses seyn
Die mir bescheint Gesicht' vnd Sinnen?
Was doch blincket für ein Liecht?
Ist es mein Augustus nicht?
Ich kenne dich
du Blume dieser Zeit
Du Zier vnd Spiegel aller Jugendt:
Der Rautenkrantz
die Freundlichkeit
Verrhätet dich O Glantz der Tugendt:
Alle Menschen loben dich
Vnd die Elbe neiget sich.
Du edle Braut
wol deiner Lieb' vnd dir;
Ich aber will jetzt wie vorweilen singen
In was für Noth ein Cavallier
Vnd eine Dame sich kan bringen
Die nicht nach der Liebe fragt
Vnd nur thut was jhr behagt.
Ich werdet sehn für schwerer Liebes-Pein
Denselben Gott mit nassen Säufftzen klagen
Der vns den schönen Tage-Schein
Herumb führt auff dem güldnen Wagen.
Der vns allein gibt das Liecht
Sieht für Liebe selber nicht.

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