Der Lebensstrom

Das Bestehende ist die Natur,
Und Alles kehrt zur Natur zurücke;
Die Geschicht' ist ein Wandel nur
Ueber des Daseins schwankender Brücke.

Wie die Knospen im Frühlingshauch
Sich entfalten und umgestalten,
Wachsen Völkergeschlechter auch
Um zu reifen und zu veralten.

Wie, gefället, des Waldes Strauch
Wieder wächst auf den alten Strecken,
So erneuen sich Völker auch,
Deren Wurzeln im Boden stecken.

Wie ihr kommet und wie ihr geht,
Was voran hier, ist dort dahinter;
Wie die Erd' um die Sonne dreht,
Kommt sie immer zu Lenz und Winter.

Lenz und Winter, wie Nacht und Tag,
Zeitenwechsel vorüberbrausend,
Ob gezählet nach Glockenschlag,
Oder gemessen nach Jahrtausend.

Strom des Lebens, o ströme nur!
Mich auch trägst du mit dir davon.
Rings umufert dich die Natur,
Und jetzt im Hafen ruh' ich schon.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert