Johanna Stegen

In den Lüneburger Thoren
Ward ein selt'ner Kampf geseh'n;
Daß der Kampf nicht ging verloren,
Ist durch Mädchendienst gescheh'n.

Bürger griffen zu den Waffen,
Der Franzosen arge Brut
Aus der Stadt hinauszuschaffen,
Weil sie d'rin gehaust nicht gut.

Wie sie gegenüber standen,
Schossen sie nun hin und her,
Bis die städt'schen Schützen fanden
Ihre Taschen pulverleer.

Aber seht, es ist ein Engel
Unterwegs mit schnellem Fuß,
Zu ersetzen eure Mängel
Von des Feindes Ueberfluß.

Ein französcher Pulverwagen
Lag gestürzt an fernem Ort,
Und verstreut am Boden lagen
Haufen von Patronen dort.

Dieses ward ein Mädchen inne,
Die Johanna Stegen hieß,
Die es mit entschloss'nem Sinne
Nicht zu nutzen unterließ.

In die aufgefaßte Schürze
Raffte sie behendlich ein,
Trug die köstlich theure Würze
Ihnen in das Glied hinein.

Schnell geleeret ward die Schürze
Und verschossen auf den Feind,
Dem die eigne gute Würze
Uebel zu bekommen scheint.

Schnell geleeret war die Schürze,
Und Johanna schnell zu Fuß
Wieder fort, und in der Kürze
Wieder da mit Ueberfluß.

Ob auch mancher Schütze stürze
In der Nähe dort und da,
Immer mit der vollen Schürze
Ist Johanna Stegen nah.

Wie auch dichter Kugelregen
Von dem Feinde rings geschah,
Immer ist Johanna Stegen
Mit der vollen Schürze nah.

Und so ist zuletzt geschehen,
Was da zu vermuthen war,
Daß der Feind nicht länger stehen
Konnte vor der Bürgerschaar.

Denn sie sagen, jeder Jäger
War im Laden so geschwind,
Wie natürlich, wo die Träger
Der Patronen Mädchen sind.

Und ein Schuß so gut geladen
Mußte treffen so an's Ziel,
Daß von jedem ohne Gnaden
Immer ein Franzose fiel.

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