Jacques Offenbach

Das Pariser Leben

Komische Operette in 5 Akten

Personen

Baron von Gondremark, ein reicher Gutsbesitzer aus Schweden

Baronin Christine, seine Gemahlin

Raoul von Gardefeu,
Bobinet Chicard,
Gontran Chaumière, Stutzer

Metella

Jean Frick, Maître-cordonnier

Prosper, Bedienter

Pompa di Matadores, ein Brasilianer

Madame Quimper-Karadec, Wittwe und Hausbesitzerin in Paris

Madame Folle-Verdure, ihre Nichte

Gabriele, Handschuh-Näherin

Joseph Partout, Lohndiener im Grand-Hôtel

Urbain, Diener

Pauline, Stubenmädchen bei Mad. Quimper-Karadec

Clara,
Leonie,
Louise, Nichten des Portiers bei Madame Quimper- Karadec

Alfons, Diener bei Gardefeu

Ein Eisenbahn-Portier

Eisenbahn-Beamte, Reisende aller Nationen, Träger, Handwerker, Putzmacherinnen, Gäste, Kellner

Die Handlung spielt in Paris im Jahre 1867. Im 1. Akte in der Vorhalle des Straßburger Bahnhofes. – Im 2. und 4. Akte bei Gardefeu; im 3. Akte bei Madame Quimper-Karadec und nach der Verwandlung in Café Anglais.

Erster Act.

Vorhalle des Straßburger Bahnhofes in Paris.

Nr. 1.

CHOR.
Im Dienste der Bahn sind wir hier engagirt,
Die schnurgrad‘ den Schnellzug nach Deutschland servirt!
Nach Straßburg an den Rhein,
Anschluß an Frankfurt am Main,
Nach Marburg und Cassel
Mit Dampf und Gerassel,
Nach Gotha, Erfurt, Halle,
Was liegt an der Saale,
Magdeburg, Potsdam, Berlin sodann
Kommt man an!
Im Dienste der Bahn sind wir hier engagirt,
Die schnurgrad‘ den Schnellzug nach Deutschland servirt!

Nr. 2.

CHOR DER REISENDEN.
Geschwind, geschwind!
Es heult der Wind,
Der Regen wird uns überraschen,
D'rum lauft und eilt,
Um unverweilt
Noch einen Wagen zu erhaschen.
GARDEFEU.
Metella!
BOBINET.
Metella!
METELLA.
Himmel, das ist fatal!
GONTRAN.
Was ist Dir denn? jetzt auf einmal? Es zittert Deine Hand, und blaß ist Dein Gesicht.
BOBINET UND GARDEFEU.
Vielleicht sind wir Schuld daran, daß Madame so erschrecken.
GONTRAN.
Oh, bitte sehr! Du kennst die beiden Gecken?!
METELLA.
Diese Herren? – kenne ich nicht!
REPRISE DES CHORS.
Geschwind, geschwind,
Es heult der Wind etc.

Nr. 3. Couplets.

BOBINET.

1.

Ach Gott! Wie sind die Damen so traurig,
Uns nicht mehr im Salon zu seh'n –
Da wir viel lieber – schrecklich – schaurig –
Zu hübschen Tänzerinnen geh'n.
Statt den bon ton zu cultiviren,
Tanzt jetzt Cancan die Männer-Welt –
Verjuxt – wohin soll das noch führen,
Mit den Grisetten flott das Geld! –
:,: Schämt euch, Ihr Herren – von Distinction,
Bevölkern wir von heut‘ an wieder den Salon! – :,;

2.

Für's Erste treibt mich mein Gewissen,
Zu flieh'n in Zukunft Saus und Braus –
Und zweitens hätt‘ ich's so schon müssen,
Denn ach! der Faden geht mir aus!
Ich flieh‘ die Bachanalien der Heiden;
Denn – wenn der Mensch kein Geld mehr hat –
Dann ist es Zeit, das Laster ernst zu meiden,
Zu folgen strenger Tugend – Pfad! –
:,: Schämt Euch, Ihr Herren – von Distinction,
Bevölkern wir von heut‘ an wieder den Salon! – :,:

Nr. 4. Terzett.

JOSEF.
Bitte, nur hierherzukommen!
Ihren Wünschen schnell zu frommen,
Wählte ich den Führer schon
Im modernen Babylon –
Wie man Paris jetzt nennt.
So gut geführt
Und dirigirt
Und adressirt
Und amüsirt –
Dabei so exquisit servirt
Von einem, der das Alles kennt,
Ward niemals noch ein Fremder hier –
Mein Wort, mein Wort! Ich steh‘ dafür!
GONDREMARK.
Das ist charmant –
Ich zahl‘ comptant.
JOSEF.
Ach lassen Sie das vor der Hand! Das Glück, dem Herrn Baron zu dienen – ist unbezahlbar.
GONDREMARK.
Danke Ihnen!
BARONIN.
Das ist charmant
Ich zahl‘ comptant.
JOSEF.
O, gnädige Frau, das ist nicht nöthig,
Denn zu Allem erbötig
Seh'n den Mann Sie hier steh'n.
Bitte sagen Sie nur, was wünschen Sie zuerst zu seh'n?
GONDREMARK.
Ich möchte in's Theater gehen –
Doch wo nicht viel gesprochen wird.
Und hübsche Mädchen tanzen sehen –
So ungezwungen costümirt.
JOSEF.
Oh! das seh'n Sie gewiß –
So etwas giebt's nur in Paris!
GONDREMARK.
So ein Ballet von Lustigkeit.
JOSEF.
Oh, da weiß er gut Bescheid.
BARONIN.
Ich möchte gern zur Patti gehen,
Weil der Gesang zum Herzen dringt –
Und das Café chantant besehen,
Wo Abends die Therese singt.
JOSEF.
Ach ja, die hören Sie gewiß –
So etwas giebts nur in Paris!
BARONIN.
Doch – wie sich's schickt für eine Frau!
JOSEF.
O, o, das weiß der ganz genau.
Was nur herrlich und schön –
Alles werden Sie seh'n,
Sie werden Alles hör'n und seh'n!
:,: GONDREMARK UND DIE BARONIN.
Was nur herrlich und schön –
Alles werden wir seh'n,
Wir werden Alles hör'n und seh'n!
Ja, er wird uns begleiten –
Das Vergnügen, die Freuden,
Die uns bietet Paris,
Sehen wir ganz gewiß.
Ja, er wird uns begleiten,
Das Vergnügen, die Freuden,
Die uns bietet Paris,
Sehen wir ganz gewiß.
Ja, er wird uns begleiten –
Das Vergnügen, die Freuden,
Die uns Paris
Bietet, seh'n wir gewiß.
Was uns bietet Paris,
Das sehen wir ganz gewiß.
JOSEF.
Ja, er wird Sie begleiten –
Das Vergnügen, die Freuden
Die uns bietet Paris
Sehen Sie ganz gewiß!
Ja, er wird Sie begleiten –
Das Vergnügen, die Freuden,
Die nur Paris
Bietet, seh'n Sie gewiß.
Was nur bietet Paris,
Das sehen Sie ganz gewiß. :,:
GONDREMARK.
Ich hätt‘ so ein'ge Sachen,
Die ich seh'n möcht‘ ungestört,
Kann man das vielleicht so abmachen – –
Daß meine Frau es nicht erfährt!
JOSEF.
Wie – der Herr Baron begehren?
GONDREMARK.
Alles in Ehren!
BARONIN.
Ich hätte wohl einige Gänge,
Die ich gern machte ungestört.
Denn ich scheue jedes Gedränge,
Doch still, daß mein Gemahl nichts hört!
JOSEF.
Wie – Frau Baronin Sie begehren?
BARONIN.
Alles in Ehren!
JOSEF.
Seh'n Sie ihn an,
Das ist der Mann,
Der ganz gewiß
Hier in Paris
Zeigt Ihnen mehr
Als Ihr Begehr.
BARONIN, JOSEF UND GONDREMARK.
Ach …

Ensemble, wie oben von :,: bis :,:.

GONDREMARK UND DIE BARONIN.
Was uns bietet Paris – ja, das sehen wir gewiß.
Was uns bietet Paris – ja, das sehen wir gewiß
JOSEF.
Was nur bietet Paris – ja, das seh'n Sie gewiß.
Was nur bietet Paris – Sie seh'ns gewiß.

No. 5. Finale.

CHOR.
In Paris, da finden sich die Leute,
In Paris sieht sich die schöne Welt,
In Paris macht mancher seine Beute,
In Paris verthut der Mensch sein Geld.
POMPA.
Bin Brasilianer und hab‘ Geld,
Komm‘ schnurgrad aus der neuen Welt.
Ich sprengte eine Faro-Bank
Mit 500,000 Francs! –
Gleich fort zu Schiff und über's Meer
Bis nach Paris im Flug‘ daher –
Weil's keine Stadt mehr geben kann,
Wo man so herrlich leben kann! –

Es hüpfen in der Tasche schier
Die Dollars schon vor Freude mir;
So leicht, wie ich das Geld gewann,
So bring‘ ich's wieder an den Mann.
Ich will soupiren Provenceau –
Im Café Riche und anderswo;
Will cancaniren in Mabil –
Wo flott man tanzt und voll Gefühl!

Ich cultivire Débardeurs,
Mach‘ allen Damen die Honneurs –
Den Tänzerinnen ein Bouquet
Mit einem schimmernden Brazlet;
Dafür wünsch‘ ich das Eine nur:
Macht Alle mir zugleich die Cour –
Und sagt: Ihr liebt mich treu und wahr –
Ich bin schon einmal so ein Narr!
Und müßt Ihr mich betrügen schon,
Macht's so, daß ich Nichts weiß davon! –

Bin Brasilianer und hab Geld,
Komm‘ schnurgrad‘ aus der neuen Welt.
Ich sprengte eine Faro-Bank
Mit 500,000 Francs!
Gleich fort zu Schiff und über's Meer
Bis nach Paris im Fluge her, –
Weil's keine Stadt mehr geben kann! –

:,: Hurrah! Hurrah! Hurrah!
Es regnet Geld in Strömen da! :,:
Ihr kleinen reizenden Grisetten –
Nehmt Alles, Ringe, Uhr und Ketten –
Nehmt meinen Rock hier – ohne Nath,
Ein Schelm – der mehr giebt, als er hat! –
:,: Ein Goldfisch aus Brasilien kommt geschwommen über's Meer –
Und bringt Euch seine Schätze nach Paris im Jubel her! – :,:
Nehmt hin den letzten Sous –
Früher hab‘ ich keine Ruh‘ –
Wenn Alles pfutsch ist, hab‘ ich Ruh! –
CHOR.
Paris! Paris! Paris!
BARONIN UND POMPA.
D'rum fort, d'rum fort in's Weltgetümmel.
GARDEFEU UND GONDREMARK.
In's hochgepriesene Paradies.
BARONIN UND POMPA.
In's Gewoge, in das Gewimmel.
GARDEFEU UND GONDREMARK.
In's schöne, herrliche Paris.
CHOR.
Das ist Paris!
VIER ZOLLWÄCHTER.
Was Steuerbares hab'n Sie nicht?
ALLE.
Nein! Nein!
:,: Hier erscheint – bunt vereint –
Die Bevölkerung aller Zonen.
Dicht gedrängt – und gemengt –
Selbst Chinesen und Mormonen. :,:
:,: Der Türkei – Mongolei –
Tartarei – Wallachei –
Petersburg – Meklenburg –
Rom und Wien – und Berlin :,:
Hier erscheint – bunt vereint –
Die Bevölkerung aller Zonen,
Dicht gedrängt – und gemengt.
Alles ungestört – doch hört!

1.

Wie das braust, wie das stöhnt –
Ohne Rast – ohne Ruh‘,
Wie es pfeift, wie es dröhnt,
Führt dem Ziel‘ im Flug‘ uns zu!
Alles eilet, Alles rennet
Nach dem herrlichen Paris.
Wer die Stadt noch nicht kennet,
Der weiß nichts vom Paradies.
:,: O nimm die Huld'gung von uns hin,
Du bist der Städte Königin :,:

2.

Alles eilt und rennet nach Paris –
Das ist allein das wahre Paradies,
Alles eilt und rennet nach Paris –
Das ist das wahre Paradies! Ach!
Sich amüsiren, herrlich soupiren –
Frohsinn im Herzen – lachen und scherzen –
Freude genießen – tändeln und küssen –
Welches Leben! Wonnig Beben!
Sich amüsiren – herrlich soupiren –
Frohsinn in Herzen – lachen und scherzen –
Freude genießen – tändeln und küssen –
Welches Leben! – Wonnig Beben!
Und dies Paradies – es heißt Paris!
Ja es giebt ein einzig Paradies,
Es heißt Paris – ja es heißt Paris!
Das Paradies es heißt Paris!

Tableau.

Der Vorhang fällt.

Zweiter Act.

Salon bei Gardefeu.

Nr. 6. Entr‘ Act.

Nr. 7. Duett.

FRICK.
Nur hier herein, Kindchen, reizend und keck –
So appetitlich, wie Beafsteck mit Zwiebel.
Das Schicksal führt uns den nämlichen Weg,
Denn Sie bringen die Handschuhe –
Ich bringe die Stiefel!

1.

GABRIELE.
Als Nätherin von Ehre.
FRICK.
Als Schuster – o je –
GABRIELE.
Führ‘ ich meine Scheere.
FRICK.
Hab‘ ich's Renommée!
GABRIELE.
Im noblen Verkehre.
FRICK.
Versteht sich – per se –
GABRIELE.
Nennt man mich Gantière.
FRICK.
Und mich Cordonnier!
GABRIELE UND FRICK.
Ah! ah! ah! ah!
Ah!
la, la, la, la, la, la.
FRICK UND GABRIELE.
Als Nähterin und Schuster
Hab'n wir's Renommée
Wir sind ein paar Muster
In unserm métier :,:
GABRIELE.
Als Nähterin von Ehre
Als Schuster – o je!
GABRIELE.
Führ‘ ich meine Scheere.
FRICK.
Hab‘ ich's Renommée! –
GABRIELE.
Im noblen Verkehre.
FRICK.
Versteht sich, per se –
GABRIELE.
Nennt man mich Gantière.
FRICK.
:,: Und mich Cordonnier! :,:
Fein lackirt
Der Stiefel ziert
Immer den gebildeten Mann –
Fein lackirt.
GABRIELE.
Und was wären
Uns're Herren
Zögen sie nicht Handschuh an –
Hätten Hände sie plump, wie die Bär'n.
FRICK.
:,: Feine Stiefel, lackirt.
GABRIELE.
Und glacés, das nur zieret :,:
FRICK UND GABRIELE.
Wohin käm‘ die Welt, o je!
:,: Ohne Stiefel, Handschuh von glacé :,:
FRICK.
:,: Ohne Stiefel!
GABRIELE.
Und glacés :,:
Ohne Handschuh von glacés
O je!

Rondeau.

Früher war's Gebrauch einmal
Und oft der Fall –
Daß man der Liebsten einen Handschuh stahl,
Der als Liebes-Pfand versteckt
Und unbefleckt,
Mit heißen Liebesküssen ward bedeckt.
Auf dem Herzen war sein Platz
Als größter Schatz –
»Auf ewig Dein« so hieß der schöne Satz.
Brach man auch die Treue ihr
Bald dort – bald hier –
Behielt den Handschuh man als Souvenir.
Und nach Jahren, wenn der Herr was suchen mußte
In dem kleinen schmucken Kästchen –
Fand er unter alten Briefen das bewußte
Längst vergess'ne Handschuh'restchen.
Nicht so zart sind aber heut‘ zu Tag die Herren,
Wenn ein Liebes-Band sie schlingen,
Weil die Ungeheuer jetzt im Stande wären –
Stiefel über Seit‘ zu bringen!
Und wird so ein Don Juan
Einst älter dann –
Legt er sich einen Stiefelkasten an –
Oeffnet ihn mit Siegesblick
Und denkt zurück.
Und inspizirt sein altes Liebesglück!
Diesen hier, so klein und niedlich,
Stahl ich Laura ungenirt,
Als damals wir so gemüthlich
Nach dem Maskenball soupirt.
Dieser hier ist von Denise,
Fanny, du bist auch dabei,
Die Comtesse und die Marquise;
Hier sind sie alle Zwei. –
So genießt auf einen Blick
Man der Erinnerung süßes Glück,
Dabei lernt man ohne Müh‘
Des Handwerks schöne Poesie –
Weil auf die Art
Der Handschuh sich mit Stiefeln paart. –
Früher war's Gebrauch einmal
Und oft der Fall
Daß man der Liebsten einen Handschuh stahl,
Heut‘ zu Tag ein solcher Mann,
Wenn er nur kann –
Legt eine Stiefelsammlung an.
Und man sieht auf diese Art,
Wie sich Stiefel mit Handschuh paart.
FRICK.
Ei, liebes Fräulein, wenn Sie meinen,
Können Beide sich vereinen.
GABRIELE.
Ich weiß nicht, wie Sie das versteh'n.
FRICK.
Sie sagen selbst, daß Sie erfahren,
Daß Handschuh sich und Stiefel paaren.
GABRIELE.
Sie Böser! Lassen Sie mich geh'n!
FRICK.
Als Schuster und galanter Mann
Bewundr‘ ich Ihren kleinen Fuß.
Für einen Kuß
Biete ich diese Stiefeln Ihnen an.
GABRIELE.
Diese Stiefel sind mir viel zu klein.
FRICK.
O nein, o nein!
GABRIELE.
Sie seh'n, sie sind mir viel zu klein!
FRICK.
Möchten Sie doch nur zu Lieb‘ erfassen
Wie die Stiefel zu Handschuhen passen.
GABRIELE.
Ich bitte, das hat ja später Zeit.
FRICK.
Nur einen Kuß: O Seligkeit!
GABRIELE.
Warum den gerade heut?
Zu so was ist morgen oder übermorgen auch noch Zeit.

Nr. 8. Couplets.

GONDREMARK.
Diese Stadt mit ihren Reizen
Werd‘ verlassen ich gar bald.
Mit den Stunden muß ich geizen,
Kurz nur ist mein Aufenthalt.
Drei Monat‘ werden rasch vergehn,
S‘ wäre nöthig, man zertheilte sich –
Will man, wie ich, hier Alles sehen,
Die Arbeit ist ja fürchterlich!
:,:, :,: Ich stürz‘ mich in den Strudel – Strudel 'nein :,:, :,:
Metella soll die Losung sein‘
:,: Ich stürz‘ mich in den Strudel – Strudel 'nein :,:
Ich stürz‘ mich in den Strudel – Strudel 'nein,
Metella soll die Losung sein.

2.

Mein Herr Vater der mich streng erzogen,
War gar ein ernster Cavalier.
Die Geige habe ich gezogen,
Das war mein einziges Plaisir.
Die Jugend hat man mir gestohlen –
»Verfluchter Kerl« – war ich noch nie!
Jetzt wär‘ die Zeit, das nachzuholen
Was ich versäumt in Galanterie.
:,:, :,: Ich stürz‘ mich in den Strudel – Strudel 'nein :,:, :,:
Metella soll die Losung sein!
:,: Ich stürz‘ mich in den Strudel – Strudel 'nein, :,:
Metella soll die Losung sein.

Nr. 9. Rondeau.

METELLA.
Sie denken liebe Kleine,
Noch manchmal, wie ich meine, –
An Stanislaus Baron von Frascata,
Den man auf jedem Balle,
Blind für die Andern Alle –
Wie Ihren Schatten Sie verfolgen sah. –
Ich liebte Sie – und was ward mir zum Lohne?
Ward ich geliebt? – Ich hab es nie geglaubt!
Sie sagten es – doch ach, mit einem Tone,
Der mir den Glauben an Ihr Herz geraubt!
Trotzdem ist's keine Frage,
Es waren schöne Tage,
Die wir in Lust und Scherzen zugebracht –
Wo beim Gekrach der Pfropfen
Sie die Champagner Tropfen
Durch Ihren Witz noch köstlicher gemach.
O schöne Zeit! Zwei Monde hoher Wonne –
Den Himmel träumt‘ ich hier auf Erden schon!
Anmuthig strahlten Sie darin als Sonne,
O Reizende – – doch schweigen wir davon!
Jetzt sieht es anders aus –
Ich leb‘ im Vaterhaus
Wie der verlor'ne Sohn, man glaubt es kaum!
Solid ist Alles hier
Im Geist nur zeigt sich mir
Ihr reizendes Boudoir im Nebeltraum.
O schöne Zeit – wo ich sie täglich sah –
Voll Anmuth plauderte ihr kleiner Mund –
Dann trotzten Sie, – doch ich vergaß beinah‘
Was dieses Briefes eigentlicher Grund!
Ein reicher Herr vom Stande,
Mir werth durch Freundschaft-Bande –
Baron von Gondremark reist ab von hier,
Um nach Paris zu gehen
Und dort sich umzusehen.
Sein einziger Reisezweck ist das Plaisir! –
Er bat mich – ihn ein Wenig einzuweihen,
Wo man sich dort am Besten amüsirt.
Ich lächelte – Sie werden schon verzeih'n!
Und hab‘ ihn an Metella adressirt.
Ich kenne Ihre Güte,
Ihr herrliches Gemüthe –
D'rum bitt‘ ich – nehmen Sie sich seiner an!
Wenn Sie die Zügel führen,
Wird er sich amüsiren –
Thun Sie für ihn, was Sie für mich gethan! –
Ich schick‘ ihn hier – doch haben Sie Erbarmen,
Und machen Sie den Mann nicht ganz verrückt! –
Ich hör‘ ihn schwärmen, seufzen schon – den Armen,
In Ihren Rosenbanden ganz verstrickt –
Wie ich auf jedem Balle
Blind für die Andern Alle
An Ihre Reize mich gefesselt sah.
Zum Schlusse noch das Eine:
Gedenken, holde Kleine,
Sie manchmal Ihres – Frascata! –

Nr. 10. Couplets.

MAJOR.

1.

Ich schneid‘ bei Tisch den Braten auf,
Geb‘ zum Salat den Essig d'rauf.
Ich zieh‘ den schwersten Pfropfen aus,
Beim Einschenken – bin ich zu Haus.
Das Mahl zu würzen dann, famos,
Bring‘ ich die neuesten Bon-mots –
An Anekdoten bin ich reich,
Im Rebus kommt mir Keiner gleich!
:,: Ich bin der Major :,:
Will man fein diniren,
Frühstücken, soupiren –
:,: Da ist der Major :,: der Major.
:,: Ja gesellig
Und gefällig
Diene gern und schnell ich – :,:
Ich bin der Major! – der Major.

2.

Was immer soll nach Tisch gescheh'n –
Ich hab‘ für Alles vorgeseh'n!
Will Jemand spielen von den Herr'n?
Zu Diensten steh‘ ich Jedem gern.
Landsknecht und Whist und Ecarté,
Im Sack hab‘ ich die Karten, eh‘, –
Doch rathe ich zum Macao nur,
Da schlag ich 10 mal in der Tour.
:,: Ich bin der Major. :,:

No. 11. Finale.

GABRIELE UND CHOR.
Endlich hat es sieben geschlagen,
An Appetit es nicht gebricht.
CHOR.
Ach wie freut sich der Magen
Denn wir kriegen zu essen und zahlen es nicht.
SOPRANI.
Ach wie freut sich der Magen
Und bezahlen dürfen wir nicht.
CHOR.
Nein, nein wir zahlen nicht;
Endlich hat es sieben geschlagen.
Gott sein Dank! jetzt hat's endlich sieben geschlagen.
SOPRANI.
:,: Jetzt hat es endlich sieben geschlagen. :,:
ALLE.
:,: An Appetit es nicht gebricht. :,:
FRICK.
Hier ist Madame Sainte Bonbonnière,
Sie giebt uns heut‘ Mittag die Ehre.
GONDREMARK.
Sie ist so zierlich wie ihr Name;
Doch scheint mir diese Dame
Gar nicht heiter zu sein.
CHOR.
O Gott, was fehlt dieser Dame,
Sie scheint nicht so froh zu sein.
BASS.
Ha, was fehlt dieser Dame?
Ach sie scheint nicht froh zu sein.
ALLE.
Warum?

Couplets.

GABRIELE.

1.

Mein Mann, der Oberst-Commandant
Starb vor dem Feind per bacco
Und hinterließ – statt Gold und Land
Mir nichts als seinen Zschako.
Jetzt leb‘ ich hier im Wittwenstand,
Streng‘ von der Welt geschieden –
O, sieh herab aus jenem Land,
Bist Du endlich zufrieden?! –
:,: Ist Dir jetzt wohl – mein Commandant, :,:
:,: Besser schon :,: – als wie hienieden? –
:,: Ist Dir jetzt wohl – mein Commandant? :,:
CHOR.
:,: Ist Dir jetzt wohl – mein Commandant? :,: ranplanplan!

2.

Ersetzen wollten Manche Dich
Von jenen eitlen Thoren –
Sie warfen mir zu Füßen sich
Und haben Lieb‘ geschworen! –
Doch ich erhob im Zorn die Hand,
Wißt Ihr, was Euch beschieden? –
O sieh herab aus jenem Land –
CHOR.
(Wiederholung.)
FRICK.
Meine Damen! und Herren! dort im Saal wird servirt.
CHOR.
:,: Wir wollen essen :,:
GARDEFEU.
Nur still, nur still.
FRICK.
:,: O Sapperlot! – :,:
:,: Jetzt bring't die Suppe, sonst bin ich todt. :,:
CHOR.
O Sapperlot! –
Bringt die Suppe, sonst bin ich todt.
FRICK.
O Sapperlot.
Jüngst hat mir mein Leibarzt geboten
Stirb oder entsage dem Wein,
Dem Weißen sowie auch dem Rothen
Sonst wird er Dein Untergang sein.
GABRIELE.

Tyrosienne.

Dort auf der langen Bruck
Dulie! Dulie!
Bleibt mein Roß allweil z'ruck,
Dulie! Dulie!
Mein Vater ist a Schneider,
A Schneider is er,
Und wenn er was schneidert.
So ist's mit der Scheer!
Dulie!
GONDREMARK.
Zu Tische!
ALLE.
Zu Tische!
CHOR.
Jetzt setz'n wir uns aber bald zum Tisch,
Damit ich recht g'schwind 's größte Stück erwisch.
Jetzt setz'n wir uns nun bald zum Tisch,
Daß ich das größte Stück erwisch! –

Der Vorhang fällt.

Dritter Act.

Nr. 12. Entr‘ Act.

Großer Salon bei Madame Quimper-Karadec.

URBAIN, PROSPER, PAULINE, CLARA, LEONIE UND LOUISE.

No. 13. Ensemble.

Heut ist Alles auf den Beinen –
Eilt in reger Hast.
Denn gar bald wird er erscheinen –
Unser nobler Gast.
Den Salon decorirt –
Keinen Augenblick verliert;
Tummelt Euch!

No. 14. Sechstett.

BOBINET.
Kinder mein Vertrauen ist groß! –
PROSPER.
O, Alles machen wir famos –
BOBINET.
Die Rollen sind fürwahr nicht leicht zu geben.
PAULINE.
Die Künstler werden sich bestreben!
BOBINET.
Ohne Zweifel!
ALLE.
Ja, die Künstler werden sich bestreben!
PROSPER.
Die Fadesse
Der Noblesse
Und das Lispeln im bon Ton –
All die Faxen,
Gixen Gaxen –
Trifft ein schlauer Dienstbot‘ schon. –
Wie sie plaudern –
Das belauern
Wir mit kunstgeübtem Ohr.
Diener müssen
Alles wissen –
Kommt im Haus was immer vor.
Das Gemurre
Und Geknurre
Wenn der Herr sich dehnt und streckt;
Und den Blicker
Mit dem Zwicker
Das Copiren wir perfect! –
BOBINET.
Wie der Herr sich dehnt und streckt –
PROSPER.
Das Copiren wir perfect!
CHOR.
Copiren wir ganz perfect!
PROSPER.
Kurz, wir find jederzeit
Zu der Komödie bereit.
Wir spielen haute volée
Beim Souper
Sowie beim Thee, Assemblé! –
Sie werden staunend seh'n,
Wie wir den Ton versteh'n.
CHOR.
Den nobeln Ton versteh'n –
Den nobeln :,: :,: Ton versteh'n.
ENSEMBLE.
Sie können rechnen auf uns Alle,
Auf Groß und Klein –
Und werden so in jedem Falle
Mit uns zufrieden sein!
Sie können rechnen auf uns Alle,
Auf Groß und Klein –
Werden zufrieden gewiß mit uns sein! –
PAULINE.
Auch uns Frauen
Kann man trauen
Das wir treffen was Ihr wollt.
Wir copiren
Die Manieren
Uns'rer Damen treu wie Gold! –
Jede Regung
Und Bewegung
Laune, Gang und Minaudrie.
Das zu treffen
Nach zu äffen –
Fehlt dem Kammermädchen nie! –
Alle Tage
Ist die Plage
Sechs Mal zieht Madam sich an.
Möcht doch sehen,
Ob's wird gehen –
Ob ich das nicht g'rad so kann?! –
BOBINET.
Gold'ner Lohn folgt später dann.
PAULINE.
Möcht‘ doch sehen,
Ob's wird gehen –
Ob ich das nicht g'rad‘ so kann.
Kurz, wir sind zu jederzeit etc.
ALLE.
:,: Und werden so mit Groß und Klein
Auch ganz gewiß zufrieden sein.
Ja, Sie werden mit uns zufrieden sein. :,:
Sie werden wohl mit Groß und Klein
Zufrieden sein.

Nr. 15. Duett.

PAULINE.
Die Liebe schwebt gleich Rosendüften
In den Lüften
Empor zum Himmelreich.
Die Wölkchen, die zum Aether streben –
Sanft entschweben
Den Wölkchen, ist die Liebe gleich! –
BOBINET UND PAULINE.
Ihr duft'ge Wölcklein –
Rosen-Wölklein –
O nehmt uns sanft in Eure Mitt‘,
:,: Tragt uns hinauf – Ich bitt!
Ihr Rosen-Wölklein
Nehmt uns mit!
Ich bitt‘! :,:

Nr. 16. Couplets.

PAULINE.

1.

Wem sie gefällt
Die Damen-Welt,
Der muß sich auf die Füße machen –
Flaniren geh'n.
Da kann man seh'n
Die zierlichsten und schönsten Sachen.
Im kurzen Schritt
Mit leichtem Tritt
Sieht man die Damen-Welt passiren.
Das Kleid verkürzt,
Graziös geschürzt
Den kleinen Fuß zu produciren.
Die Herren strömen ringsum zu,
Bewundernd folgt ein ganzes Schock – ja ein Schock.
Das Röckchen rauscht fru! fru! fru! fru!
Das Füßchen klappert tock! tock! tock!
CHOR.
Das Röckchen rauscht fru! fru! fru.
Das Füßchen klappert tock! tock! tock!
Wohl tönt's vor ihr
Bald dort – bald hier –
O Donnerwetter – die ist sauber!
Sie achtet's nicht
Wer immer spricht
Als ahnt sie Nichts von ihrem Zauber! –
Nicht einem Blick
Wirft sie zurück,
Wenn sie umschwärmt der Stutzer Menge –
Sie balancirt
Und traversirt
Voll Grazie mitten durch's Gedränge!
Stolz sieht ihr der Pariser zu –
Bewundernd steht ein ganzes Schock – ja ein Schock
Das Röckchen rauscht fru! fru! fru! fru!
Das Füßchen klappert tok! tok! tok!
CHOR.
Wiederholung.

Nr. 17. Ensemble.

GABRIELE.
Herr Admiral hab'n auf'm Rücken ein Loch!
PAULINE.
Herr Gemal hab'n auf'm Rücken ein Loch! –
BOBINET.
Wo hab‘ ich auf'm Rücken denn ein Loch? –
ALLE.
Ja ein Loch!
Herr Admiral haben in der Uniform ein Loch! –
BARON.
O wie schlecht macht man hier die Kleider.
PAULINE.
S‘ ist von der letzten Schlacht zur See! –
BARON.
Schicken Sie den Frack doch zum Schneider!
GABRIELE.
Es ist eine Sieges Trophäe! –
PROSPER.
Es ist ein fürchterliches Loch!
PAULINE, CLARA UND LOUISE.
Er hat ihn kaum 3 Jahre noch! –
ALLE.
Woher das fürchterliche Loch! –
GABRIELE.
Ein Heldenfrack bleibt werthvoll doch! –
URBAIN.
Sie machen ihn auf Ehr‘ verlegen noch! –
GABRIELE.
Herr Admiral hab'n auf'm Rücken ein Loch!
BOBINET.
Also gut denn, so hab‘ ich ein Loch!
ALLE.
Ja ein Loch! Herr Admiral haben in der Uniform ein Loch
Die Uniform hat einen Loch –
O schweigen wir darüber doch! –
Die Uniform hat ein Loch.
Ein ungeheuer, großes Loch!
Ein Loch!

Nr. 18. Finale.

ALLE.
Heran! heran! – esset und trinkt,
Seht, die Freude der Tafel winkt.
Eilt Champagner einzuschenken,
Und das volle Glas kreise in der Rund‘ –
Aber laßt uns dabei bedenken,
Kinder, allzuviel ist ungesund.
GONDREMARK.
Ach, Pauline – darf ich hoffen?
PAULINE.
Das fragen Sie, Baron?
PROSPER.
Steht mir der Himmel offen?
CLARA.
O Prinz, nicht diesen Ton.
BOBINET.
Neben Ihnen, welche Wonne!? –
LEONIE.
Ach, Sie schlimmer Admiral!
URBAIN.
Strahlt mir des Glückes Sonne?! –
GABRIELE.
So kommen Sie nur ‚mal; ach!
ALLE.
Eilt Champagner einzuschenken
Und das volle Glas kreise in der Rund‘ –
Aber laßt uns dabei bedenken,
Allzuviel ist ungesund.
URBAIN.
Eilt Champagner einzuschenken,
BOBINET.
Füllt die Gläser in der Rund‘.
PROSPER.
Aber laßt uns auch dabei bedenken:
ALLE.
Allzuviel ist ungesund.
URBAIN.
Wollt bedenken –
GONDREMARK.
Denken.
BOBINET.
Allzuviel.
PROSPER.
Ist ungesund!
BOBINET.
Wählen wir den Wein jetzunder –
Wer trägt bei Euch den Preis davon?
URBAIN.
Der Champagner.
ALLE.
Der Champagner.
BOBINET.
Was meinen Sie?
PROSPER.
Der Burgunder!
ALLE.
Der Burgunder!
BOBINET.
Und Sie – und Sie?
PAULINE.
Der Bordeaux!
BOBINET.
Und Sie Baron?
GONDREMARK.
Ganz gleich!
ALLE.
Ganz gleich!
GONDREMARK.
Ganz gleich. Alles trinke ich gerne.
PROSPER.
Was sagen Sie zu diesem Herrn?
ALLE.
Was sagen Sie zu diesem Herrn?
GONDREMARK.
Freunde, jetzt laßt uns lustig sein!
Will man die Freude ganz erfassen –
Muß man die Etikette lassen!
ALLE.
Und dem Vergnügen, dem Jubel sich weih'n.
BOBINET.
Ob die Naht auf dem Rücken gerissen
An dem Frack, was kümmert es mich?
Ganz kann ich das Hintertheil missen,
Die Brust nur zeigt ein Held, wie ich.
PROSPER.
Hoch der Wirth! Stoßt an im Vereine!
Hoch sein Weibchen, reizend geschmückt.
Er giebt uns die köstlichen Weine,
Indeß durch Schönheit sie entzückt.
ALLE.
Ah!
PROSPER.
Ah!
ALLE.
Trinkt nur immer –
PROSPER.
Trinkt nur immer –
Es tanzet :,: :,:
Das Zimmer :,: :,:
Und mein Verstand, der eilt im tollen Flug davon.
DAMEN.
Er fliegt davon.
HERREN.
Er fliegt davon.
PROSPER.
All‘ uns're lieben Damen seh‘ ich doppelt schon.
Ich seh‘ sie doppelt schon.
ALLE.
Es tanzet :,:
Das Zimmer :,: :,:
GABRIELE.
Und mein Verstand, er eilt im tollen Flug davon :,:
Ja alle Herren und Damen seh‘ ich doppelt schon.
Ich seh‘ sie doppelt schon.
DIE ANDERN.
Und mein Verstand, er fliegt davon,
Er fliegt davon :,:
Ja Alles seh‘ ich doppelt schon.
URBAIN.
Jüngst sah ich ein Blümlein so trocken,
Das im Garten einsam verdorrt.
Ach wie bin ich da erschrocken,
Kinder, gießt nur fleißig fort.
GABRIELE.
Sagt mir, Freunde, doch das Eine:
Wie erklärt der Mensch sich denn das?
Im Humpen bringt Ihr die schlechtesten Weine,
Die guten aber im kleinsten Glas! –
ALLE.
Ah! Trinkt nur immer,
Es tanzet – das Zimmer etc.
GABRIELE.
Hoch der Baron!
CLARA.
Hoch der Baron!
LEONIE.
Hoch der Baron!
PAULINE.
Hoch der Baron!
GONDREMARK.
Meine Damen, ich antworte schon!
Hoch die Marquise!
HERREN.
Hoch die Marquise!
GONDREMARK.
Und die Comtesse!
HERREN.
Und die Comtesse!
GONDREMARK.
Die Admiralin!
HERREN.
Die Admiralin!
GONDREMARK.
Die Baronesse!
HERREN.
Die Baronesse!
Hoch die Marquise und die Comtesse!
Die Admiralin und die Baronesse!
BOBINET.
Baron, Du bist ein lieber Kerl,
Bruder, komm zu mir –
Laß uns Smollis trinken.
GONDREMARK.
Admiral, Du darfst nur winken –
Dein Weibchen, das ist eine Perl! –
URBAIN.
Hoch der Baron!
PROSPER.
Hoch der Baron!
DAMEN UND HERREN.
Hoch der Baron!
GONDREMARK.
Ich bitt‘, es ist mir eine Ehr‘!
Wenn's nur nicht gar so heiß hier wär‘
PROSPER.
Hat ihm schon!
BOBINET.
Hat ihm schon!
ALLE.
Meiner Seel‘! Er hat ihm schon.
URBAIN.
Hat ihm schon.
GONDREMARK.
O Pardon!
BOBINET.
Der Baron!
GONDREMARK.
Oh Pardon!
ALLE.
Der Baron, er hat ihm schon.
GONDREMARK.
Komm‘ – umarme mich – mein Sohn!
GABRIELE.
Mancher Denker, der brütend sich moppelt,
Haßt diese Welt und mag sie nicht,
Aber sieht er die Welt einmal doppelt,
Strahlt sie ihm gleich im Rosenlicht.
ALLE.
Strahlt sie ihm gleich im Rosenlicht.
PROSPER.
Hat ihm schon!
GONDREMARK.
Oh Pardon!
URBAIN.
Hat ihm schon!
BOBINET.
Hat ihm schon!
GONDREMARK.
Er hat ihm :,: schon!
GABRIELE.
Es tanzet :,: :,:
Das Zimmer :,: :,:
Und sein Verstand, er eilt im tollen Flug davon.
DAMEN.
Er fliegt davon.
HERREN.
Er fliegt davon.
GABRIELE.
Und alle Herren und Damen sieht er doppelt schon,
Er sieht sie doppelt schon.
ALLE.
Und Alles sieht er doppelt schon,
Er sieht es doppelt schon.
GONDREMARK.
Und Alles seh‘ ich doppelt schon,
Ich seh‘ es doppelt schon.
ALLE.
Es tanzet :,: :,:
Das Zimmer :,: :,:
HERREN.
Es tanzet, tanzet,
DAMEN.
Es tanzet,
HERREN.
Das Zimmer, Zimmer, es tanzet. Ach!
DAMEN.
Das Zimmer tanzet. Ach!
ALLE.
Jetzt geht's los,
Ach famos, ach famos!
Jetzt geht's los!
Immer bunter
D'rauf und d'runter,
Jetzt geht's los
Ach famos! Ach famos!
Immer bunter – d'rauf und d'runter,
Jetzt geht's los – jetzt geht's los,
Ach famos.
:,: Jetzt geht's los – ach famos :,:

Der Vorhang fällt.

Vierter Act.

Zimmer bei Gardefeu, wie im 2. Akt.

Nr. 19. Entr‘ Act.

Nr. 20. Rondeau.

BARONIN.
Geblendet war mein Auge fast
Von all‘ dem Glanz!
Ach! – welch‘ ein schöner Damen Kranz
Die Pracht hat mir den Sinn verrückt,
Mich fast erdrückt –
Paris, wie hast du mich entzückt?
In imposanter Toilette
Die Damen saßen nah und fern
Und kokettirten um die Wette
Mit allerliebsten jungen Herrn! –
Kaum angekommen in den Saal
Mit einem Mal
Sah jedes Auge nur auf mich!
Doch bald traten in die Logen Reih'n
Zwei Damen ein –
Die machten mehr Effect als ich!
Beide schön, wahrlich zum Beneiden, –
Voll Brillanten strotzend schier!
Ach! so fragt ich, wer sind die Beiden?
Und zur Antwort gab man mir:
Von leichter Sorte ist die Eine –
Nur zum Scheine
Trägt Noblesse sie zur Schau?
Die And're aber ohne Tadel
Ist von Adel –
Eine wahrhaft noble Frau! –
Jetzt prüfen Sie einmal ganz sachte
Und sagen Sie dann frank und frei:
Wer von den Zwei'n die Nachgemachte
Und wer die echte Dame sei! –
Hm! dacht‘ ich: Beide gleich frisirt
Gleich decollettirt –
Derselbe Schmuck – dasselbe Haar –
Bei Beiden gleich kokett das Lächeln
Und das Fächeln –
Das ist doch wirklich sonderbar! –
Diese hier, sprach ich, ist die Echte!
Und zeigt‘ auf eine blindlings hin!
Doch leider traf ich nicht die Rechte –
Es war die Demi-monderin!
Und während dem, sang dort Rosine
Mit heit'rer Miene,
Rossini's herrliche Musik –
Und Brava Bravi hört man schreien
Stets von Neuem;
Es war auch wirklich magnifique. –
Auch ich gefiel – ich muß gestehen,
Denn beim Hinausgeh'n drängten sich
Die Stutzer Alle, mich zu sehen –
»Die ist ganz charmant, ganz charmant« – das hörte ich! – Ja
Geblendet war mein Auge fast –
Von all‘ dem Glanz! –
Ach, welch‘ ein schöner Damen-Kranz?
Die Pracht hat mir den Sinn verrückt
Mich fast erdrückt –
Paris – wie hast Du mich entzückt!
:,: Paris hat mich entzückt :,:

Nr. 20a. Ensemble.

BOBINET, URBAN UND GONDREMARK.
Es tanzet …
Das Zimmer …
Und mein Verstand, er will im tollen Flug davon.
Er fliegt davon …
Und alle seh‘ ich in dem Wirbel doppelt schon –
Im Wirbel doppelt schon. –
GARDEFEU.
Was ist denn das?
GONDREMARK.
Zwei Freunde – göttlich ist der Witz –
Ich hab‘ sie hergeführt.
Denn Beide hab'n ein‘ Spitz!
BOBINET UND URBAIN.
Wir haben ihn nach Haus gebracht!
GARDEFEU.
Ich muß Sie leider unterbrechen,
Die Frau Baronin will Sie sprechen!
Drum bitt‘ ich – keinen Lärm gemacht –
GONDREMARK.
Jetzt gleich?
GARDEFEU.
Jetzt gleich!
GONDREMARK.
Ah, Sapperment – die Baronin im Augenblick!
Gleich, Ihr Herren, komm‘ ich zurück.
BOBINET UND URBAIN.
Welches Glück, wenn ein Weibchen so zart,
Sehnsuchtsvoll des Gatten harrt.
GONDREMARK.
Sie will mich seh'n – ich kenn‘ die Sachen –
GARDEFEU, BOBINET UND URBAIN.
Komm‘ bald zurück, daß wir noch trinken dann und lachen!
Fünfter Act.

Speise-Salon in einer großen Restauration.

Nr. 21. Entr‘ Act.

Nr. 22.

Chor der Kellner.

URBAIN.
Fein equipirt
Und glatt rasirt –
Pomadisirt
Und schön frisirt,
Stehen wir Alle
In dem Saale.
Fertig hier,
Auf die Gäste
Zu dem Feste
Warten wir!
Und wird die zwölfte Stunde schlagen,
So haben wir zu den Gelagen
Unsere Gäste so placirt,
Daß ein Jeder ganz ungenirt!
URBAIN.
Ich hab‘ die Ehre, zu commandiren,
Drum hört mit Aufmerksamkeit meinen Rath.
Ich werde Euch jetzt instruiren.
Daß ein Jeder genau seine Vorschrift hat!
CHOR.
Er wird uns instruiren,
Daß ein Jeder genau seine Vorschriften hat!
URBAIN.
Verschwiegen und discret zu sein,
Ist hier des Kellners erste Pflicht.
CHOR.
Die erste Pflicht.
URBAIN.
Wer immer tritt zur Thür herein,
Wir kennen uns're Gäste nicht.
CHOR.
Ihr kennt sie nicht.
URBAIN.
Und kommt ein zärtlich Paar soupiren,
Das darf man vollends nicht geniren
:,: Seid blind und stumm :,:
:,: Und merkt Ihr was, so stellt Euch dumm :,:
CHOR.
:,: Seid blind und stumm :,:
URBAIN UND CHOR.
Und merkt Ihr was, so stellt Euch dumm –
So stellt Euch dumm.
URBAIN.
Und habt Ihr das Desert gebracht –
Dann dürft Ihr nicht mehr sichtbar sein,
Nicht sichtbar sein.
CHOR.
Nicht sichtbar sein.
URBAIN.
D'rum still die Thüre zugemacht,
Verliebte Leut‘ sind gern allein,
Sind gern allein.
CHOR.
Sind gern allein.
URBAIN.
Ob sie drinn singen oder lärmen
Sich zanken – oder hörbar schwärmen –
Seid blind und stumm –

Nr. 23. Rondeau.

METELLA.
Um Mitternacht beginnt hier das Leben,
Da hüpfen und schweben
Zur Thür herein
Die zierlichsten Stutzer und reizendsten Damen,
Die alle nur kamen
Um lustig zu sein!
Ein farbiger Flor von Schwarzen, Brünetten,
Von Blonden und Rothen, er findet sich da –
Mit Blumen geschmückt, mit Ringen und Ketten
Sie kommen geflogen von fern und von nah.
Selbst große Herren von nobelster Sorte
Hat an dem Orte
Man häufig erwischt.
Hier Fürsten, dort Schwindler, reiche Börsianer,
Selbst Muhamedaner,
's ist etwas gemischt.
Hier wird gelacht und dort wird getrunken –
Da singt man und tanzt, dort spielt man Clavier.
Ein Pärchen sitzt hier in Liebe versunken,
Dort spielt man Hazard mit erschreckender Gier!
Es wächst der Lärm zum Sturmesgebrause –
Da giebt's keine Pause.
Im Chore geht's an,
Ein Jeder schreit aus begeisterter Seele
Mit kräftiger Kehle
So laut er nur kann.
Und geht es nicht mehr, dann schweigen die Lieder
Und Jeder erschöpft den Kopf hängen läßt,
Man gähnt und man streckt sich, man schläft hin und wieder,
So endet ein Pariser Jubelfest.
Noch sitzen die Schwärmer beim Aufgang der Sonne
Und fühlen statt Wonne
Unendliches Weh.
Nur keinen Champagner mehr! rufen die Prasser,
Jetzt bringen Sie Wasser
Und dann einen Thee.
Und schleichen sie fort dann blasirt und verlegen,
Ernüchtert von Wein und von Liebesgebraus.
Ruft ihnen der Straßenkehrer entgegen:
Ohe! da gehen die Lumpen nach Haus,
Ohe! Ohe! da gehen die Lumpen nach Haus!

Nr. 24. Melodram.

Nr. 25. Quartett.

BARONIN.
Du reist, um Dich zu amüsiren,
Doch ließ Dein Scharfblick Dich im Stich!
Man kann sich ärger nicht blamiren,
Mein Freund – das glaub‘ mir sicherlich.
FOLLE VERDURE.
Ich kenne Dich!
BARONIN.
Ich kenne Dich!
QUIMPER KARADEC.
Ich kenne Dich!
BARONIN.
Ich kenne Dich!
GONDREMARK.
Sie kennen mich.
FOLLE VERDURE.
Erst gestern warfst Du Deine Fädchen
Nach Damen aus – so hörte ich,
Und fingst ein simples Stubenmädchen,
Ach, Freundchen, das war lächerlich!
Ich kenne Dich‘ etc. etc.
GONDREMARK.
Sie kennen mich!
QUIMPER KARADEC.
Auch heute hat man Dir's geschworen,
Als Opfer fällst Du sicherlich!
Metella hast Du Dir erkoren –
O armer Freund – Du dauerst mich!
Ich kenne Dich!
GONDREMARK.
Sie kennen mich!
DIE DREI DAMEN.
Ich kenne Dich!

Nr. 26.

CHOR.
Vorwärts, lustige Cumpane,
Vorwärts! Alles ist bereit!
Jeder sorgt für seine Fahne –
Wie es seine Schuldigkeit! –
Quälet Dich Liebespein –
Tritt herein! –
Bis morgen bist Du ausgetauscht,
Selig und berauscht! –
:,: Gehst traurig Du zur Thür herein,
Bis morgen wird das anders sein! :,:
BRASILIANER.
Hier bring‘ ich Fräulein Gabriele,
Die Handschuhmacherin meiner Seele –
:,: Nur mir allein :,: vertraute ihre Tugend sie.
CHOR.
Dideridi! –

Doppel-Couplet.

1.

GABRIELE.
Jüngst kam ein fescher Brasilianer
Zur kleinen Handschuhmacherin. –
BRASILIANER.
»Möcht‘ Handschuh!« sagt der Brasilianer
Zur kleinen Handschuhmacherin. –
GABRIELE.
»Von welcher Farb‘, Herr Brasilianer«?
Fragt d'rauf die Handschuhmacherin.
BRASILIANER.
»Mausfarben«, sagt der Brasilianer,
»Sie, liebe Handschuhmacherin.«
GABRIELE UND BRASILIANER.
Und zitternd reicht der Brasilianer
Die Hand der Handschuhmacherin.
GABRIELE.
:,: Bitt‘ um die Hand, Herr Brasilianer.
BRASILIANER.
Hier, gute Handschuhmacherin! :,:
CHOR.
Und zitternd reicht der Brasilianer
Die Hand der Handschuhmacherin.

2.

GABRIELE.
»Der Handschuh paßt – Herr Brasilianer!«
Versetzt die Handschuhmacherin! –
BRASILIANER.
»Noch besser«, meint der Brasilianer,
»Paßt mir die Handschuhmacherin!«
GABRIELE.
»O, gehn Sie, schlimmer Brasilianer,
Fort von der Handschuhmacherin!«
BRASILIANER.
»Wohlan – so stirbt der Brasilianer,
Grausame Handschuhmacherin!«
GABRIELE.
»Das wäre schad‘ – Herr Brasilianer,
Hilf mir, o Handschuhmacherin.«
BRASILIENER UND GABRIELE.
So rettete den Brasilianer
Die kleine Handschuhmacherin.
CHOR.
So rettete den Brasilianer
Die Handschuhmacherin –
Die kleine Handschuhmacherin!

Nr. 26 bis. Melodram.

Nr. 27. Schluß-Gesang.

GABRIELE.
Das erste Glas dem Paradies,
Vivat Hoch Paris!
ALLE.
:,: Vivat Hoch Paris :,:
GABRIELE.
Wollt Paris Ihr durchstöbern, geht die Straße Ihr aus,
Findet Ihr brave Bürger und manch solides Haus,
Diese würdigen Philister seh'n auf uns mit Gebrumm –
Halten sie sich für weise, sagen wir, sie sind dumm!
:,: Und pfiff und paff und piff und puff! :,: Ach!
Nun piff, paff, piff, puff, piff, paff, puff!
BRASILIANER.
Heissassa! Das ist das Pariser Leben,
Wo man sich freudig kann der Lust ergeben.
Heissassa! Das ist das Pariser Leben,
Wonne :,: :,: :,: Frohsinn herrschet da!
CHOR.
(Wie oben.)

Der Vorhang fällt.