Das Menschenleben ist seltsam eingerichtet: Nach den Jahren der Last hat man die Last der Jahre.
Alfred Polgar
Das Menschenpack fürchtet sich vor nichts mehr als vor dem Verstande, vor der Dummheit sollten sie sich fürchten, wenn sie begriffen, was fürchterlich ist, aber jener ist unbequem, und man muss ihn beiseite schaffen, diese ist nur verderblich, und das kann man abwarten.
Goethe, Lehrjahre VII,3
Das menschlich Höchste für den Menschen ist nach der Religion die Kunst, die ja in allen ihren Zweigen auch der Religion dient. Selbst das Landschaftsbild ist als Bild eines göttlichen Werkes religiös, und es wird desto mehr und desto schöner, je tiefer es göttliches Walten darzustellen imstande ist.
Adalbert Stifter, Die oberösterreichische Kunstausstellung (1863)
Das Menschliche aber ist das sich Ordnende, Einfache und dringt aus dem Unverständlichen durch zum Verständlichen. Macht das Rätselhafte zum Begreifbaren.
Johannes R. Becher, Abschied
Das menschliche Dasein ist zu traurig ohne Gottesglaube.
Carl Hilty, Neue Briefe
Das menschliche Denken ist... seiner Natur nach fähig, uns die absolute Wahrheit, die sich aus der Summe der relativen Wahrheiten zusammensetzt, zu vermitteln, und es tut dies auch.
Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus
Das menschliche Denken wird sinnlos, wenn es kein bestimmtes Ziel hat.
Michel Eyquem de Montaigne, Die Essais
Das menschliche Elend wird in dem Maß abstrakt, als es sich von uns entfernt.
André Gide, So sei es
Das menschliche Geschlecht ist erst der Mensch.
L. Schefer, Laienbrevier, Mai
Das menschliche Gewissen kann von sehr fragwürdiger Nahrung leben. Ein Mensch, der sich mit der sorgfältigsten Ausführung einer schwierigen Sache befaßt, verliert seine Selbstachtung niemals. Der Ausreißer, der Pfuscher, der Simulant, der Feigling, der Schwächling, alle die können über ihrem eigenen Missgeschick und ihren Betrügereien die Fassung verlieren, aber der Mensch, der das Böse geschickt, energisch, meisterhaft vollbringt, wird nach jedem Verbrechen stolzer und kühner.
Shaw, Der Arzt am Scheidewege, Vorrede über Ärzte
Das menschliche Herz ist ein ungeheures Labyrinth voll anziehender und abstoßender Gefühle...
Weitling, Das Evangelium des armen Sünders
Das menschliche Herz weidet sich gern an den eigenen Vorzügen oder an der Schlechtigkeit der andern; und wer... nicht hoffen kann, es andern in Tugend gleichzutun, strebt danach, ihnen gleich zu werden, indem er sie von ihrer Höhe herabzureißen trachtet.
Francis Bacon (1561-1626), Über den Neid
Das Menschliche ist unsere letzte Entschuldigung, unsere erste Rechtfertigung sollte es sein.
Martin Kessel
Das menschliche Leben beginnt jenseits der Verzweiflung.
Jean-Paul Sartre, Die Fliegen
Das menschliche Leben gleicht einem langen Wege, auf dem man eine schwere Last zu tragen hat.
Das menschliche Leben ist ein Ei in der Hand eines Kindes.
Rumänien
Das menschliche Leben ist ein Kampf von Anfang bis Ende. Wir alle werden unter Umständen voll Kummer und Schmerzen in dieses elende Leben geboren.
August Strindberg, Der Sohn der Magd
Das menschliche Leben muss schön sein, ein Mensch muss für das Schöne leben.
Gladkow, Das Birkenwäldchen
Das menschliche Leben, soweit wir es kennen, ist eine Welle, die völlig in Glanz und Freude gehüllt ist.
Leo N. Tolstoi, Tagebücher (1884)
Das menschliche Wesen ist ebenso leicht der Menschenfresserei fähig wie der Kritik der reinen Vernunft, es kann mit den gleichen Überzeugungen und Eigenschaften beides schaffen, wenn die Umstände danach sind, und sehr großen äußeren Unterschieden entsprechen dabei sehr kleine innere.
Robert Musil
Das menschlichste Geschäft ist, Menschen zu erziehen.
Rückert, Weisheit des Brahmanen
Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir haben sie, um zu sprechen.
Fontane, Unwiederbringlich
Das mentale Gebet, das alle Religionen einschließt und ausschließt und nur bei wenigen, gottbegünstigten Menschen den ganzen Lebenswandel durchdringt, entwickelt sich bei den meisten nur als flammendes, beseligendes Gefühl des Augenblicks, nach dessen Verschwinden sogleich der sich selbst zurückgegebene, unbefriedigte, unbeschäftigte Mensch in die unendlichste Langeweile zurückfällt.
Goethe, Divan, Noten und Abhandlungen - Ältere Perser
Das merk dir zum Latein.
Das merke gut, wenn du trinkst, vertrink' nicht frohen Mut.
Das merke ich, erwiderte der Gast, indem er den Gänsbraten beroch, als der Wirt sagte, er lobe sich selbst.
Das Merkmal einer echten Gaunerei ist, dass der Gesellschaft auf eine unmoralische Weise eine moralische Lehre erteilt wird.
Peter Bamm, Anarchie der Liebe
Das Merkmal eines kleinen Menschen ist, dass er hochmütig wird, wenn er merkt, dass man ihn braucht.
Fliegende Blätter
Das Merkmal geistiger Mittelmäßigkeit ist die Sucht, immer etwas zu erzählen.
Jean de La Bruyère, Die Charaktere
Das merkt a Pfard und hot 'n klên'n Kupp.
Das merkt ein Kind.
la] Et puero perspicuum. Hoc et puero notum.
Das merkt ein Schaf.
ho] Dat kan een schaap wel merken.
Das Merkwürdige an den Statussymbolen ist, dass die Symbole den Menschen wichtiger sind als der Status.
Parkinson
Das Messer beim Heft haben.
Das Messer darf wohl den Bart nehmen, aber nicht das Kinn.
Das Messer der Verwandten ist stumpf.
Ägypten
Das Messer im Ferkel stecken lassen.
i] Eine Arbeit unvollendet lassen.
Das Messer in der Scheide, auch das. geht weg.
Estland
i] In der Not gibt man alles her
Das Messer is so scharf, ma könnte druffe uf Rom reiten.
dä] Det er en kniv, som ei kand bide paa en pung.
Das Messer is starch, es schnîdt's kalt Wasser bis uf de Grund.
i] Ironisch von einem sehr stumpfen Messer.
en] 'T is a good knive, it will cut butter when 't is melted.
Das Messer ist bis auf den Knochen gegangen.
i] Die Wunde ist bedeutend tief.
Das Messer ist des Schweines, der Junge des Mädchens Mörder.
Estland
Das Messer ist nicht des Kindes Spielzeug.
Estland
Das Messer ist so scharf, dass man darauf bis Paris reiten könnt und thät kein Wolf kriege.
Ulm
Das Messer kennt seinen Herrn nicht.
Kongogebiet
Das Messer kommt nicht aus der Scheide.
fr] Ce cousteau ne vient pas de ceste gaine.
Das Messer macht den Koch nicht.
Das Messer nach der Schneide, das Schiff nach dem Wasser.
ho] Neem't mes naar de scheê, en't schip naar de zee.
Das Messer neben die Scheide stecken.
Das Messer noch tiefer in die Buttermilch stecken.
z] Ich will ihm zu verdrieß und zu leid (spricht mancher verlorene Sohn) ein Bankett halten und das Messer noch tiefer in die Buttermilch stecken.
Das Messer sammt der Scheide.
ho] Daar is het mes met de scheede.
Das Messer schneidet das Wasser bis auf den Boden.
Das Messer sitzt (steht) ihm an der Kehle (Gurgel).
i] Ist in großer Gefahr. In dem Sinne: Er ist auf den Hund gekommen. Es geht mit ihm auf die Neige. Er pfeift auf dem letzten Loche. Es ist mit ihm Matthäi am letzten.
fr] Il a les pieds sur la braise. Il danse sur la corde. Il est aux abois, au bout de ses flûtes, près de ses pièces. Il est bas percé. Il ne bat plus que d'une aile. Il ne sait plus sur quel pied (corde) danser, de quel bois faire flèche, où donner de la tête. On lui a mis le couteau sur la gorge.
la] Ensis haeret jugulo. Ovid
la] Sita est res in cuspide ferri.
Das Messer zerstört die Scheide.
fr] La lame use le fourreau.
Das Messer, das dein Brot schneidet, kann dir auch den Hals abschneiden.
Surinam
i] Etwas kann zum Guten und Schlimmen ausschlagen; es kommt alles auf Zeit und Umstände an. Der beste Freund kann der gefährlichste Feind werden.
Das Messer, so er gewetzt, hat ihm selbst die Gurgel abgeschnitten.
Das Messer, was sie gewetzt, ist in ihre eigene Kehle gegangen.
Das Messgewand an den Nagel hängen.
i] Aus dem geistlichen Stande treten.
Das Metaphysische der Naturlehre bleibt dein Philosophen anheimgestellt, wie hoch und tief er anfangen, wie weit herab und herauf er gehen will, bleibe ihm überlassen.
Goethe, Aphorismen und Fragmente - Philosophie
Das methodische Geschwätz der hohen Schulen ist oftmals nur ein Einverständnis, durch veränderliche Wortbedeutungen einer schwer zu lösenden Frage auszuweichen, weil das bequeme und mehrenteils vernünftige 'Ich weiß nicht' auf Akademien nicht leichtlich gehöret wird.
Immanuel Kant, Träume eines Geistersehers
Das milchmaul trägt die windeln noch um den bauch.
Das Minarett ist umgestürzt, hängt den Barbier auf!
Maurisch
Das mindere (schwache) Geschlecht
la] sexus sequior
Das mir's Herze im Leibe lachte.
i] Bezeichnung großer, oft verborgen gehaltener Freude
Das Misere singen.
z] Die Handwerks-Leute das Misere sangen und am Hungertuche nagten.
Das Missgeschick beginnt immer nach Mitternacht.
it] I guai cominciano sempre dopo la mezzanotte.
Das Misslingen des Brotes ist einer Woche Schaden, die missernte - eines Jahres Schaden, das misslingen der Heirat ist ein lebenslanger Schaden.
Estland
Das Misstrauen gegen den Geist ist Misstrauen gegen den Menschen selbst, ist Mangel an Selbstvertrauen.
Heinrich Mann, Geist und Tat
Das Misstrauen ist die erste Pflicht jedes Gesetzgebers. Gesetze sind ja nicht gemacht gegen die Guten, sondern gegen die Schlechten, und je mehr Schlechtigkeit ein Gesetz bei seinem Adressaten voraussetzt, um so besser ist es selbst.
Radbruch
Das Misstrauen ist die Mutter der Sicherheit.
Das Misstrauen ist eine der giftigsten Schattenpflanzen des politischen Exils.
Franz Werfel, Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz
Das Misstrauen ruft die Täuschung herbei.
Das Misstraun ist die schwarze Sucht der Seele,
Und alles, auch das Schuldlosreine, zieht
Fürs kranke Aug' die Pracht der Hölle an.
Kleist, Die Familie Schroffenstein, I, 2 (Silvester)
Das Missverhältnis zwischen einer Idee und den Menschen, die diese Idee verwirklichen sollen, ist in jedem Falle größer als das zwischen den Menschen, die für diese Idee sterben und denen, die sie verraten.
Arthur Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen
Das Missverständnis ist die diplomatische Form der Ausrede.
Lothar Schmidt
Das Misten hilft nur, wenn das Säen hinzukommt.
Russland
Das mit Bitten gekriegt ist, stehet dürr genug.
fr] Acheter est meilleur marché que demander.
Das mit Lüge Verdiente ist Diebstahl.
Estland
Das Mitleben ist doch ganz was anders, jedes wahre Verhältnis und missverhältnis spricht sich sogleich aus.
Goethe, Italienische Reise I, 18
Das Mitleid der Reichen ist wie der Tau, der vom ersten Strahl der Sonne aufgesogen wird.
Russland
it] Spesso finta pietà, è vera invidia.
Das Mitleid des Henkers liegt im sicheren Hieb.
Ernst Jünger
Das Mitleid des Mannes enthält keine Milch.
i] Er kann dem Baby nicht helfen) Kikuju (Kenia)
Das Mitleid eines Ausländers ist wie der Schatten eines Dorns.
Rumänien
Das Mitleid füllt den Magen nicht aus.
Oberitalien
Das Mitleid hat ein sonderbares Tastgefühl und heiligt alles, was es berührt: aber es hat auch ausgestochene Augen. Es ist oft unwillkürlich egoistisch, paradox und haltlos.
Henri Barbusse (1873-1935), Der Schimmer im Abgrund
Das Mitleid ist die letzte Weihe der Liebe, vielleicht die Liebe selbst.
Heine, Italien, III: Die Stadt Lucca
Das Mitspracherecht des Schauspielers ist der Text.
Fritz Kortner
Das Mittel des Dramas ist der erregte Mensch als Träger der ausdrucksvollen Gebärde und des erregenden Wortes.
Arnold Zweig, Versuch über Kleist
Das Mittel gegen die Furcht: das gute Gewissen.
Bias
Das Mittel halten (oder treffen) ist schwer und nicht einem jeden gegeben.
Das Mittel ist der Tugend Straße.
Das Mittel ist oft schlimmer als die Krankheit.
dä] De beste middel undertiden er at bruge intet middel.
fr] Le remède est pire que le mal.
en] The cure is worse than the evil.
Das mittel triff, dan alle spil verderbt zu wenig oder zuil.
la] Omne nocet nimium, mediocriter omne gerendum.
Das Mittel zwischen Sein und Nichtsein ist etwas zu werden.
Das Mittelalter hat sich ganz aus dem Rohen entwickelt. Über die alte Zivilisation, die alte Philosophie, Politik und Jurisprudenz hatte es reinen Tisch gemacht, um in allem wieder von vorn anzufangen. Das einzige, das es aus der untergegangenen alten Welt übernommen hatte, war das Christentum und eine Anzahl halbzerstörter, ihrer ganzen Zivilisation entkleideter Städte.
Engels, Der deutsche Bauernkrieg
Das Mittelmaß ist gut dem Alter wie der Jugend,
Nur Mittelmäßigkeit allein ist keine Tuend.
Rückert, Weisheit des Brahmanen
Das Mittelmaß ist in allen Dingen das beste.
la] Mediocritas in omni re est optima.
Wahlspruch der Stadt Lübeck
Das Mittelmäßige nur ist des Guten Feind,
Das Schlechte nicht, weil Schlecht und Gut sich nicht vereint.
Das Schlechte lässt sich nie dem Guten ähnlich drechseln,
Sie sehn sich gar nicht gleich und sind nicht zu verwechseln.
Das Mittelmäßige dagegen, weil es zwischen
Gutem und Schlechtem liegt, droht beides zu vermischen.
Rückert, Weisheit des Brahmanen
Das mittelmäßige und schlechte Buch ist es eben dadurch, dass es vielen zu gefallen sucht und auch gefällt.
Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches
Das mittelste Pferd muss den Wagen ziehen.
ho] Het middelste paard moet den wagen trekken.