La Jolie Fille de Perth
Das schöne Mädchen aus Perth
Oper 4 Akte
Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges, Jules Adenis [Jules-Adenis Colombeau] nach Walter Scott
26. Dez. 1867 Paris, Théâtre Lyrique
Musik von Georges Bizet

LP - CD - DVD

Das Libretto von La Jolie Fille de Perth, das sich entfernt an Scotts Roman anlehnt, ist ein dürftiges Machwerk; die Personen sind alltägliche Menschen. Dadurch rückt das Werk in den Bereich der opéra comique, und so war es Bizet möglich, seiner eigentlichen Veranlagung zu folgen. Zwei Personen der Oper, der Lehrjunge Ralph und die Zigeunerin Mab, sind allein lebensvoll genug, das höchste Können des Komp. anzuregen. Ihnen fallen denn auch die beiden hervorstechendsten Nummern der Oper zu: das Trinklied im 2. Akt und der berühmte böhmische Tanz. Hier wie überall in Bizets Opern entsprechen die besten und die schlechtesten Teile des Textbuchs den stärksten und den schwächsten Teilen der Kompos. Die zunehmende Sicherheit in der dramatischen Gestaltung zeigt sich in La Jolie Fille de Perth sowohl in der Straffung der Szenen als auch in der Behandlung der charakterisierenden Motive, von denen vor allem das des Glover treffend ist. Die dramatische Handschrift zeigt sich besonders wirkungsvoll im Finale des 2. Akts, in dem Menuett des 3. Akts (das Guiraud nach Bizets Tod in die II. Arlésienne-Suite einbaute) und im Chor der Wache im 2. Akt. Aber auch diese Oper enthält viel Schwaches, vor allem die überladene Ornamentik der Partie der Catherine, die ihren leichtfertigen Charakter veranschaulichen soll. Die Liebesmusik zeigt zwar noch Spuren von Gounod, aber Meyerbeers Einfluß ist abgestreift und durch den von Verdi ersetzt, der ein weit glücklicheres Gegengewicht zu Gounods Sentimentalität bildet. Der Herzog ist eine schwächere Fassung seines Seitenstücks in Rigoletto, und gewisse Szenen des 2. Akts spiegeln Rigolettos Duett mit Sparafucile. La Jeune Fille de Perth ist weder eine kühne Oper noch ein Markstein in Bizets Laufbahn, zeigt aber deutliche Fortschritte in seiner Kunst des Orchestrierens.

[Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bärenreiter-Verlag 1986]

1956 Thomas Beecham; Royal Philharmonic Orchestra
Mattiwilda Dobbs - Cathérine Glover
Alexander Young - Henri Smith
Owen Brannigan - Le Duc de Rothsay
David Ward - Ralph
EJS (engl. live)

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