Die Almohaden
    (oder Die Glocke von Almudaina; Text von Arnold Kasten nach einem Drama des Don Juan Palon y Coll), Oper 4 Akte (1890 Leipzig)
    Musik von Johann Joseph Abert

    Einführung

    Gelegentlich der Erstaufführung errang Aberts jünstes Werk einen entschiedenen und die Leipziger Kritik nennt es eine der bedeutendsten Schöpfungen der modernen Oper. Schon das Libretto ist entschieden mit großem Geschick verfaßt worden. Obwohl die Handlung in der Hauptsache zu einem düsteren, dramatischen Knoten geschürzt ist, wechseln doch lustig-bunte Scenen mit dramatisch-wuchtigen Ereignissen ab und halten bis zum Schlusse das Interesse wach. Aberts Musikdrama, denn ein Drama im modernsten Sinne muß man die gewaltige Schöpfung nennen, ist reich an Schönheiten. Deklamatorische Wahrheit und süße Melodik versteht Abert in glänzender Weise zu verbinden. Seine Instrumentation ist äußerst farbenprächtig, ohne dabei die Singstimmen zu ertöten. Alles in allem haben wir es mit einem Werke allerersten Ranges zu tun, das nicht allein von Händen eines begabten, erfahrenen Musikers, sondern von einem genialen Tonheroen geschaffen werden konnte.

    Solisten

  • Zoraya, verbannte Fürstin der Almohaden unter dem Namen „Donna Elena” - Mezzosopran
  • Ismael, ihr Sohn - Tenor
  • Zelima - Sopran
  • Salem - Baß
  • Don Gilabert de Centellas, Gouverneur von Mallorca - Bariton
  • Galceran, Beltran, Offiziere in spanischen Diensten - Bariton und Baß
  • Der Page des Centellas, - Sopran
  • Spanische Jäger, Mauren und Maurinnen. Tänzerinnen. Pagen. Ein Muezzin. Mönche, Nonnen
  • Ort und Zeit

    Mallorca (balearische Insel) im 13. Jahrhundert

    Inhalt

    1. Akt. Garten vor dem Landhaus der Donna Elena. Zoraya, verbannte Fürstin der Almohaden, unter dem Namen „Donna Elena”, hat ihren Todfeind Don Gilabert de Centellas, Gouverneur von Mallorca, welcher im Dienste seines Königs ihren Gemahl des Thrones und Lebens beraubt und ihren Sohn eingekerkert hatte, in ihr am Meer gelegenes Landhaus gastlich aufgenommen und ihn dadurch vom Tode errettet, ohne von ihm erkannt zu werden. Ein in ihren Diensten stehender vornehmer Maure, Salem, welcher eben gelandet, um ihr mitzuteilen, daß ihr Sohn Ismael aus seinem Kerker befreit worden sei, will den Gouverneur ermorden, doch wehrt sie ihm dies. Der im Aufbruch begriffene Gouverneur wünscht seine Dankbarkeit an Elenas Kindern zu erweisen, etwa an ihrem Sohn, von dessen Dasein ihm Kunde geworden. Elena antwortet darauf verlegen, diesen habe, nachdem er früh das Vaterhaus verlassen, ein finsteres Schicksal erfaßt, und hinwiederum klagt Centellas, daß auch ihm eine Tochter, heißer Liebe Kind, samt der geliebten Mutter geraubt worden sei. Diese Gespräch wird durch die Ankunft Ismaels unterbrochen, welcher sich als Troubadour singend eihführt. Von einem seiner Offiziere aufmerksam gemacht, erkennt ihn Centellas und befiehlt, ihn als Rebell in Ketten zu legen. Elena und ihre Tochter Zelima stürzen sich dazwischen und geben sich als Mutter und Schwester Ismaels zu erkennen. Nach kurzem Kampf zwischen Gefühl und Pflicht besteht Centellas auf seinem Befehl, und auch der Offizier Galceran, welcher Zelima liebt und ihr geschworen hat, sie stets zu beschützen, muß widerstrebend zu seinem Herrn halten. Nach einem heftigen Kampf der Spanier und der Mauren erreicht Ismael die Treppe, welche auf das Dach des Landhauses führt, und stürzt sich von diesem aus ins Meer, worauf sich ein neuer Kampf um die Landungstreppe entspinnt.

    2. Akt. Platz in Palma. Der Ausgang dieses Kampfes ist folgender: Ismael ist wieder gefangen worden und soll hingerichtet werden. Aus Liebe zu dessen Schwester Zelima bietet sich nun Galceran den verschworenen Mauren an, ihn zu retten, was mit ihrer Hilfe beim Maskenfeste, welches Centellas zu geben gedenkt, geschehen soll; er selbst wolle mit Glockenschlägen das Signal zum Sturm geben. und die Mauren sollen Ismael als König im Triumph nach Palma führen. Sie mißtrauen ihm, und auf die Frage: „Wer bürgt uns, daß du kein Verräter?” tritt Zelima, welche schon vorher den Entschluß, ihren Bruder zu retten, ausgesprochen, unter sie, um für ihn zu bürgen.

    3. Akt. Im alten Palast von Almudaina. Der Gouverneur Centellas, sowohl durch Elenas als sein eigenes Schicksal milde gestimmt, versucht den vom König zum Tode verurteilten Ismael zu retten, indem er ihn auffordert, auf die Krone zu verzichten und mit dem König Frieden zu schließen. Doch Ismael lehnt das Ansinnen standhaft ab, und Centellas befiehlt den ihn abführenden Wachen: „Hört ihr die Glocke des Palastes tönen, dann führt ihn ungesäumt zum Tode!” Er zieht sich zurück. Verschworene Mauren, unter ihnen Elena, treten nun auf. Galceran steigt auf den Turm, in welchem sich die Glocke befindet; Salem versichert sich des Pagen, der dies bemerkt hat. Centellas hat sich unterdessen in den Ballsaal begeben und führt aus diesem Elena, welche auf seinen Wunsch die Maske abnimmt, in den Vordergrund. Auch sie weist nun das Ansinnen des Thronverzichts im Namen ihres Sohnes zurück und fleht ihn an, dem sie das Leben gerettet, nun auch ihren Sohn zu retten; dabei erinnert sie ihn seines eigenen Leides: „Denkst du, Centellas, deines Kindes, der Schmerzen seiner Mutter nicht?” Aber er versichert ihr, er würde sich, ehe er von seiner Pflicht weiche, selbst dem Tode weihen. Doch das Kind, welches einst von einer sterbenden Mutter Elena übergeben und von dieser aufgezogen worden, ist Centellas Tochter, und der eben noch auf seine Pflicht pochende Vater ruft überwältigt aus: „Nimm deinen Sohn und führe mich zu ihr!” Bei diesem friedlichen Pakt dringt plötzlich Waffengeklirr und Kriegsgeschei aus dem Ballsaal, Spanier und Mauren sind handgemein geworden, und Elena ruft Centellas zu: „Gieb dich gefangen!” Darauf eilt Centellas zum Turm und ruft, indem er den Strang ergreift: „Amudainas Glocke trägt zitternd auf eherner Zunge den Todesruf für Ismael, schon zuckt die Hand zum Schwunge!” und zu Elena: „Ein Schritt noch, und es fällt dein Haupt bei dieser Glocke Ton!” Als aber auch Elena ihrerseits Salem befiehlt, Centellas Tochter zu töten, sobald er die Glocke erschallen hört, da folgt Centellas zum zweiten Male dem Vaterherzen und gibt Ismael gegen die Tochter frei.
    In diesem Augenblick ertönt mit dröhnenden Schlägen die Glocke - zum Entsetzen der beiden Eltern, welche nun ihre Kinder für verloren halten. Es ist jedoch das Sturmsignal Galcerans, welches ertönte, und im Triumph werden Ismael und Zelima hereingetragen; der Aufstand der Mauren ist vollstängig gelungen, und Ismael besteigt als König den Thron. Sein erster Befehl ist, Centellas und die gefangenen Spanier zu töten; doch Elena erwirkt ihnen gegen den Rat Salems freien Abzug und erklärt Zelima als Centellas Tochter. Nach schmerzlichem Seelenkampf zieht Zelima mit ihrem Vater, und Ismael sieht ihr, wärend er mit der Krone geschmückt wird, ebenso schmerzergriffen nach.

    4. Akt. Inneres eines maurischen Zeltes. Der freigelassene Gouverneur hat die aufständischen Mauren aufs neue angegriffen und besiegt sie nun in heißer Schlacht. In dieser finden sich Ismael und Zelima, welche verwundet ist. Aus der geschwisterlichen Liebe wird eine bräutliche, und Zelima wird im Augenblick des höchsten Glücks ins Paradies entrückt. Wie sich Ismael über die Leiche beugt, will ihn der heranstürmende Galceran, von Eifersucht ergriffen, gefangen nehmen; sie fechten und fallen beide; die hinzukommenden feindlichen Eltern reichen sich über den Leichen ihrer Kinder die Hand.

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