Der Wunsch, das Lob zu verdienen, das man uns erteilt, steigert unsere Tugend, und das Lob, das man Geist und Mut und Schönheit gönnt, hilft mit, sie zu erhöhen. François de La Rochefoucauld (1613-1680), Reflexionen
Der Wunsch, dem Zeitgeschmack und den Forderungen der Mehrheit der jeweiligen Leserschaft zu entsprechen. Das ist besonders schädlich und nimmt dem, was geschrieben wird, schon vori vornherein jegliche Bedeutung. Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910), L. N. Andrejew, 2. 9. 1908
Der Wunsch, Gefallen zu empfinden, ist allgemein, der Wunsch, Gefallen zu erregen, sollte es ebenfalls sein. Philip Dormer Stanhope, 4. Earl of Chesterfield (1694-1773), Briefe über die anstrengende Kunst, ein Gentleman zu werden
Der Wunsch, Gutes zu tun, ist ein kühner, stolzer Wunsch, man muss schon sehr dankbar sein, wenn einem ein kleiner Teil davon gewährt wird. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), an J. F.- Krafft, 13.7.1779
Der Wunsch, klug zu sein, hindert uns oft, es zu werden. François de La Rochefoucauld (1613-1680), Reflexionen
Der Wunsch, sich auszuzeichnen und sich einen Namen zu machen, zwingt uns zur Arbeit. Alexander Iwanowitsch Herzen (1812-1870), Mein Leben
Der würd leicht reich, dem die weiber übel wöllen, die ymmen und schaf wohl. info] Die Weiber wollen einem übel, wenn sie zeitig sterben, die Bienen wohl, wenn sie am Leben bleiben. Im ersten Fall kann man durch Erbschaft, im andern durch Honig und Wolle gewinnen.
Der würde das Schießpulver erfinden, wenn es nicht schon erfunden wäre. info] Es ist ein scharfsinniger Kopf, gewandter Geist. Auch ironisch von einem Klügling. fr] Cestuy a beaucoup de gens subtilz. la] Multos iste daedalos habet.
Der würdige Mann, der sich das Vertrauen seiner Gemeinde zu erwerben wusste, so dass sich jeder Rat holt, ehe er etwas anfängt, was er nicht selbst beurteilen kann, und oft Rettung findet, wäre es auch nur vor Advokaten und Prozessen, - der ist ein wahrer Seelsorger. Karl Julius Weber (1767-1832), Demokrit, Die Theologen
Der Wurf mag zuweilen nicht treffen, aber die Absicht verfehlt niemals ihr Ziel. Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Träumereien eines einsamen Spaziergängers
Der Würfel ist gefallen. la] Alea jacta est
Der Wurm befindet sich im Baum. tü] Ağacın kurdu içinde olur.
Der Wurm findet nichts Hübsches an dem Gesang des Rotkehlchens. USA
Der Wurm frisst, in der Erde verfault (man), frisst die Schlange, kaut (sie) nicht, saugt die Made, freut (sie) sich nicht. Estland
Der Wurm hat vor dem Hahn immer Unrecht.
Der Wurm nagt am Baum, die Sorge am Menschen. tü] Ağacı, insanı dert yer.
Der wus hot lieb zü nehmen, hot feind zü geben. Jüdisch-deutsch, Warschau
Der wus will Gaawe (Hochmuth, Stolz) treiben, müss Hünger leiden. Jüdisch-deutsch, Warschau (Wer aus falscher Scham die Hilfe seiner reunde zurückweist oder nicht nachsucht, muss Hunger leiden) en] Bashfulness is an enemy to poverty. nl] Den behoeftige is de schaamte onnut.
Der wütende Tiger schläft nicht mitten auf dem Wege. Surinam
Der Zahn beisst oft die Zunge, und doch bleiben sie Freunde (o. gute Nachbarn).
Der Zahn der Zeit fasst (o. nagt) alles an.
Der Zahn der Zeit en] the ravages of time fr] les ravages (o. les outrages) du temps it] il dente roditore del tempo
Der Zahn dieses Hundes, der mal gebissen hat, ist bekannt. Estland
Der Zahn ist mir näher als irgendein Verwandter. Italien
Der Zahn ist nicht zu Hause, wenn der Hunger kommt.
Der Zahn trägt nicht Leid. Afrika info] Auch wenn man in Trauer ist, muss man manchmal lachen
Der Zank ist das Band vieler bürgerlichen Ehen; der Gescholtene bekommt den ganzen Tag das zu hören, was er am meisten liebt. Stendhal (1783-1842), Über die Liebe
Der Zänker faßt immer gern den fünften Zipfel am Sack.
Der Zänker hat immer eine wäßrige Brühe. Estland
Der Zapf ist gut vor die Flasch. Zitat] Es war eben ein Zapff für diese Flasch, denn faul, Eyer und stinkend Butter gehören zusammen. info] Um zu sagen, dass ein paar Dinge zusammenpassen, meist im übeln Sinne.
Der Zapfen fällt nicht weit vom Stumpf. Estland
Der Zar hat drei Hände, aber nur ein Ohr. Russland
Der Zar herrscht über uns und das Schicksal über den Zaren. Russland
Der Zar ist auch nur ein Mensch. Petersburg
Der zarteste Leib hat vorn ein W.
Der Zaun ist Friedensstifter unter den Nachbarn.
Der Zaun ist stolzer als der Garten. Lettland
Der Zaun steht drei Jahre, das Leben eines Hundes währt die Zeit von drei Zäunen, das Leben eines Pferdes das Alter von drei Hunden, das Leben eines Menschen das Alter von drei Pferden.
Der Zaunpflock behütet immer mehr als ein schlechter Hirt. Estland
Der Zecher denkt anders als der Schenk.
Der zehnte weiß nicht, wo den elften der Schuh drückt.
Der Zeit nach kommt die Autorität zuerst, den sachlichen Vorrang aber hat die Vernunft. Augustinus (354-430), Über das glückselige Leben
Der Zeit, des Schreckens Narren sind wir. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Monolog aus Byrons 'Manfred'
Der Zeitungsleser sei gesegnet, Der liest, was heute mir begegnet. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Zahme Xenien
Der Zeitungsschreiber ist ein Mensch, der seinen Beruf verfehlt hat. Otto von Bismarck (1815-1898), Äußerung am 10. 11. 1862
Der Zeitungsschreiber selbst ist wirklich zu beklagen, Gar öfters weiß er nichts, und oft darf er nichts sagen. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Mitschuldigen A II Sz 2 (Der Wirt)
Der Zerlumpte sieht Hunger, der Elende verlebt ärmliche Tage. Estland
Der Zerlumpte verlacht den Zerfetzten. Estland
Der zerlumpteste Bettler hat den vollsten Sack.
Der Zerstreute denkt, und denkt nur das nicht, was er, seinen itzigen sinnlichen Eindrücken zu Folge, denken sollte. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), Hamburgische Dramaturgie