Den Schandstein tragen müssen. info] Das lebendige Volksrecht früherer Zeit hatte verschiedene Strafarten für Frauen, die sich vergangen hatten. Eine Frau, die ihren Mann geschlagen, wurde rücklings auf einem Esel durch die Stadt geführt. Zwei Frauen, die sich auf offenem Markte gezankt hatten oder wohl gar handgemein geworden waren, schloss der Büttel in ein durchlöchertes Holz dergestalt, dass zwei an den beiden Enden befindliche weite Löcher für den Hals, kleinere Löcher für die Arme bestimmt waren. Die beiden Frauen waren Gesicht gegen Gesicht gekehrt und hätten sich wohl gern mit den Nägeln angefallen, wenn ihre Hände nicht gefesselt gewesen wären. In dieser Lage mussten sie eine Stunde auf offenem Markte verharren. Eine andere Strafe für zänkische Weiber, die sich mit Worten und Werken gegeneinander vergangen hatten, bestand darin, dass sie die 'Schandsteine' durch die Stadt tragen mussten. Doch hat sich das Tragen des Schandsteins nicht auf weibliche Personen beschränkt. Der Schandstein hatte auch nicht überall dieselbe Form. In Bautzen z.B. hatte er die einer Flasche (s. Flaschentragen), in Hamburg heißt er der 'Ehrlose Block', in Lübeck hatte er die Form einer Schüssel; in einigen Städten bestand er aus einem Halseisen, an dem ein brotförmiger Stein hing; daher die Redensart: Es ist ein schwerer Bissen Brot. In Stettin musste er, nachdem er um den öffentlichen Markt getragen war, auf dem Kâk oder Pranger niedergelegt werden. Außer den Marktfriedensbrechern und Verleumdern wurden an manchen Orten diejenigen zur Strafe, den Schandstein zu tragen, verurteilt, welche die nächtliche Ruhe durch Straßenlärm gestört hatten. Diese Steine waren übrigens nicht leicht. Nach dem dortmunder und halberstädter Statut von 1348 sollten sie das Gewicht eines Zentners haben. Waren die Verurteilten wohlhabend, so konnten sie sich von der ihnen zuerkannten Buße durch einen Sack voll Hafer, der mit einem roten Bande zugebunden sein musste, von dieser Strafe loskaufen.
Den Scharfhobel brauchen. info] Mit Strenge verfahren, die Wahrheit ohne Rücksicht sagen.
Den Schatten eines Riesen fürchten. Russland bm] Najde? časem i takého, jen? se bojí stinu svého. nl] Hij is bang voor zijne schaduw. la] Metum inanem metuisti. pl] Najdziesz czasem i ta kiego, co się boji cienia swego.
Den Schatten fangen. info] Statt einer wertvollen Sache eine nutzlose gewinnen. Nach Barclay in seinem Werke über Sklaverei in Ostindien gibt es dort unter den Negern eine Art Zauberei, Schattenfanger, welche, wenn sie j-nbezaubern, einen Sarg aufstellen, ihm den Schatten wegfangen, worauf er dann stirbt. Barclay versichert, dass alle, deren Schatten ein solcher Zauberer gefangen hatte, gestorben waren, aber er wusste nicht, wie.
Den Schatten fliehen.
Den Schatten für den Körper nehmen. info] Den Schein für das Wesen, die Idee für die Wirklichkeit. fr] Prendre l'ombre pour le corps.
Den Schatten unter sich haben.
Den schatz soltu dir heben holt, der besser ist, denn silber und gold, und vor dem diebstal sicher ist, so du voll tugend bist. la] Collige thesaurum qui gemmas uincit et aurum nepe bonos mores thesauros interiores, tollere quos fures nequeunt nec rodere mures.
Den Schein für das Sein (die Sache) nehmen. nl] Hij ziet den schijn voor het wezen aan.
Den Schein lobt man, ohne Rückhalt und ohne Bedingung, denn der Schein ist eigentlich in der Empirie das allgemein Geltende. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), an Schiller, 4.9.1799
Den Scheinheiligen spielen. nl] Hij speelt den schijnheilige.
Den Schelm is nich to trûgen, säd' de Jung to sînen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen.
Den Schelm kennt man an der Beichte.
Den Schelmenreif ausstecken (einziehen). info] Sich als Schelm gebärden oder sein Betragen wieder ehrbar einrichten. Zitat] Es wird mancher Schelm veracht, der jm das wort doch selber macht. Wiltu haben ein erbaren schein so zeuch, den schelmenreiff hinein.
Den Schemel soll nicht verschmähen, wer aufs Pferd will. Johann Geiler von Kaysersberg (1445-1510)
Den Schemel unter das Bett (die Bank) stoßen. info] Anstand und gute Sitte verletzen. Zitat] Ein Weib, wenn sie die Scham von jhr leget und den schemel vnder die Banck stoßet, so ist es schon um sie geschehen, und ist keine Ehrbarkeit mehr inn jhr. Also thet auch Pharaons Weib, die stieß auch den schemel vnder die Banck und reitzet Joseph zu vnzucht an.
Den Schiffer erkennt man am Gefährt, den Reiter am besten auf dem Pferd. info] Den Schiffer daran, wie er das Schiff, besonders bei unruhigem Meer lenkt, den Reiter, wie er das Pferd regiert. bm] Plavce na suchu, jezdce bez koneč nepozná?. pl] ?eglarza na suchém, jezdca niepoznasz bez konia.
Den Schild vorhalten, wenn man den Streich erhalten hat.
Den Schildkrötengang gehen. Zitat] Die Schwerter ruhten und das Avancement ging den Schildkrötengang.
Den Schilling gewinnt man mit einem Eide.
Den Schimmel färben. Zitat] Kann er meinen Schimmel blau färben?' fragte einst Herzog Karl von Würtemberg einen Färber, an dessen Tür er vorüberritt. 'Warum nicht', antwortete dieser, 'wenn er sonst das Sieden verträgt.' In Virginien strichen 1851 die Studenten in Lexington einem deutschen Professor seinen Schimmel schwarz an.
Den Schimmel meint man, vom Braunen spricht man, das Pferd mit weißen Beinen springt nach vorn.
Den Schimmel von Bronzell zu Tode reiten. info] Einen falschen Weg bis ans Äußerste verfolgen.
Den Schinder und den Bierwirt rufen alle Stimmen beim Namen.
Den Schlaf des Gerechten schlafen. en] The sleep of the righteous. fr] Le sommeil du juste. it] Il sommo del giusto.
Den schlafenden Hund wacker machen. info] Aufwecken
Den Schlafenden hungert nicht.
Den Schlafenden lässt es schlafen, den Essenden wird Gott strafen. info] Bezieht sich auf das Gewitter
Den Schläfrigen weckt man, den Faulen treibt man an, ein unbedeutendes Ding kann ja nirgendwo angeboten werden. Estland
Den Schlag zumachen, wenn die Tauben fort sind.
Den schlag' ich den rechten Weg. Rottenburg Tüchtig.
Den Schlägel weit werfen. Zitat] Also, das man jn schwärlich kan widerfinden, ist waidelich liegen, ins feld hinein, das man nicht waiss wa hinauss.
Den Schlechten dreimal schlecht. la] Malis ter mala.
Den Schlechten geht's in der Welt besser als den Rechten. Jüdisch-deutsch] Dem Rusche (bösen, ruchlosen Menschen) geht es auf der Welt gut. Da der Ruchlose keinen Teil an dem Genuss der künftigen Welt haben soll, so soll er nach dem Volksglauben durch irdisches Glück entschädigt werden.
Den schlechten Handwerker erkennt man daran, dass er kommt. Alberto Sordi
Den schlechten Mann muss man verachten, Der nie bedacht, was er vollbringt. Friedrich Schiller (1759-1805), Das Lied von der Glocke (ged. Sept. 1799)
Den schlechten Mann selbst eine Maus anbeißen kann. info] Das Schlechte wird, es sei auf was für eine Art es wolle, bestraft. Auch von denen, die über jede Kleinigkeit Zank anfangen und sich für verletzt und beleidigt halten.
Den Schlechten missfallen heißt gelobt werden. Den Schlechten missfallen, ist der größte Ruhm. la] Pessimis etenim displicere est laudari. la] Non moror an laudet me turpis an improbet osor laus est magna malis displicuisse viris.
Den schlechten Zahlern, alt und jung, Fehlt niemals die Entschuldigung. es] A mal pagador, nunca le faltan excusas.
Den Schlechtesten selbst sollte man womöglich vor der Überzeugung schützen, dass er schlecht sei; schon mancher ist schlecht geworden, weil er sich zu früh für schlecht hielt. Friedrich Hebbel (1813-1863), Tagebücher, 1. 5. 1838
Den Schlegel weit werfen.
Den Schleier des Geheimnisses lüften en] to lift (o. raise) the veil of secrecy fr] lever (o. soulever) le voile du mystère it] sollevare il velo del mistero
Den Schleier des Zweifels kannst du nur durch die richtigen Fragen lüften.
Den Schleier nehmen. info] Sie hat den Schleier genommen, d.i. sie ist Nonne geworden.
Den Schließer soll man halten für den Dieb. info] Wenn ein Mann in Verdacht kam, gestohlenes Gut in seinen Geweren (Wohnräumen) zu haben und Haussuchung vorgenommen werden sollte; so konnte er sich reinigen, wenn er unweigerlich die Schlüssel ausantwortete. Die Haussuchenden mussten im bloßen Hemde eintreten, damit nicht einer den Gegenstand erst hineintrage. Fand sich die Sache im verschloßenen Raum, so galt der Schlüßelträger, d.i. der Hausherr, für den Dieb, außer die Sache war so klein, dass sie zum Fenster hineingeworfen sein konnte. Hatte der Mann die Schlüssel nicht herausgegeben, so galt er als Dieb. mhd] Den slisser sal man halden vor eynen dip.
Den schlimmsten Leuten soll man die besten Zeugnisse geben.
Den Schlitten verschneien lassen.
Den Schlüssel in der Tasche haben.
Den Schlüssel zur Ehre darf man nicht verborgen.
Den Schmachtenden spielen. nl] Hij speelt den smachtende.